Harndranggefühl

Harndranggefühl ist das subjektive Empfinden einer Blasenfüllung, das den Wunsch auslöst, die Blase zu entleeren. Es beschreibt die Wahrnehmung des Drangs und kann sowohl bei normaler Blasenfunktion als auch bei Blasenfunktionsstörungen auftreten.

Physiologie: Die Blasenwand enthält Dehnungsrezeptoren, die bei Füllung aktiv werden. Signale gelangen über Nervenbahnen zum Rückenmark und weiter zum Gehirn, wo der Miktionsreflex koordiniert wird. Unter normalen Bedingungen wird der Harndrang erst dann als dringlich wahrgenommen, wenn ausreichend Blasenvolumen erreicht ist und das Gehirn das Entleeren zum passenden Zeitpunkt steuert.

Klinische Bedeutung: Leichtes Harndranggefühl kann Teil des normalen Alltags sein, bei häufiger oder ständiger Dringlichkeit spricht man von einer überaktiven Blase oder Urge-Inkontinenz, insbesondere wenn es zu unwillkürlichem Urinverlust kommt. Persistierender Harndrang kann Auswirkungen auf Lebensqualität haben und caminierte, nachts oder bei Belastung auftreten.

Ursachen: Harnwegsinfekte, Blasenreizung durch Entzündung, Blasensteine, Blasenentleerungsstörung, Medikamente oder Genussmittel wie Koffein und Alkohol. Neurologische Erkrankungen (Schlaganfall, Multipler Sklerose), Stress, psychische Faktoren oder Hormonveränderungen können das Harndranggefühl beeinflussen. Schwangerschaft und Altersveränderungen sind ebenfalls relevante Faktoren.

Diagnose und Behandlung: Die Diagnostik basiert auf Anamnese, Urinuntersuchung, gegebenenfalls einem Blasentagebuch und körperlicher Untersuchung. Weiterführende Tests wie Urodynamik kommen bei Verdacht auf Funktionsstörungen infrage. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und umfasst Verhaltensmaßnahmen (Blasentraining, geplantes Wasserlassen, Beckenbodenübungen), Vermeidung irritierender Substanzen, ggf. medikamentöse Therapien (Antimuskarinika, Beta-3-Agonisten) und in schweren Fällen neurostimulierte Ansätze. Bei Verdacht auf ernsthafte Erkrankungen ist ärztliche Abklärung erforderlich.