Risikoregelwerke

Risikoregelwerke sind formale Sammlungen von Regeln, Standards und Verfahren, die festlegen, wie Risiken in einer Organisation identifiziert, bewertet, kontrolliert, überwacht und gemeldet werden. Sie dienen als verbindlicher Rahmen für das Risikomanagement und schaffen eine einheitliche, nachvollziehbare Vorgehensweise über Abteilungen hinweg.

Typische Bestandteile umfassen: Risikoregister und Taxonomie zur Einordnung von Risiken, Risikobereitschaft (risk appetite) und Risikogrößen, Bewertungsmethoden (qualitativ und quantitativ), Schwellenwerte, Kontrollmaßnahmen und Minderungsstrategien, Frühwarnindikatoren (KPI/KRI), Meldewege an Geschäftsführung und Aufsichtsorgane sowie Dokumentation, Audit- und Compliance-Anforderungen. Ergänzend enthalten sie Rollen, Verantwortlichkeiten und Eskalationsprozesse.

Anwendungsbereiche: In Banken, Versicherungen und anderen regulierten Bereichen sind Risikoregelwerke häufig Gegenstand regulatorischer Anforderungen. Sie unterstützen strategische Entscheidungen, Kapazitätsplanung, Operationale Resilienz und IT-Risikomanagement, indem sie Risiko- und Kontrolldaten standardisieren und Berichte harmonisieren.

Pflege und Governance: Risikoregelwerke werden von der Risikofunktion in Zusammenarbeit mit Compliance, Internal Audit und IT erstellt und aktualisiert. Sie unterliegen einer formalen Versionskontrolle, regelmäßigen Überprüfungen und Abstimmmung mit Geschäftsführung, Aufsichtsbehörden und externen Prüfern.

Nutzen und Herausforderungen: Vorteile sind Transparenz, Vergleichbarkeit, bessere Entscheidungsgrundlagen und eine konsistente Regulierungskonformität. Herausforderungen umfassen Komplexität, Pflegeaufwand, potenzielle Starrheit sowie die Notwendigkeit, Regelwerke regelmäßig an neue Rahmenbedingungen, Technologien und Geschäftsmodelle anzupassen.

Siehe auch: Risikomanagement, ISO 31000, COSO ERM, Basel III, Solvency II.