Wiederbeschaffungszeit

Wiederbeschaffungszeit bezeichnet in Risiko- und Beschaffungsmanagement den Zeitraum, der vergehen soll, bis ein durch Schaden verloren gegangenes oder außer Betrieb gesetztes Gut durch ein gleichwertiges Ersatzgut ersetzt und wieder nutzbar gemacht wird. Der Zeitraum umfasst typischerweise alle Phasen der Beschaffung: Bedarfsermittlung, Angebotsvergleich, Vertragsabwicklung, Beschaffung, Lieferung, Installation und Inbetriebnahme. Je nach Kontext kann die Wiederbeschaffungszeit auch als Schätzung oder als vertragliche Kennzahl festgelegt werden.

In der Praxis spielt die Wiederbeschaffungszeit eine zentrale Rolle in Versicherungen, im Risikomanagement und in der Geschäftskontinuität. Sie beeinflusst die Höhe der Schadenregulierung unter bestimmten Deckungsformen wie Neuwert- oder Zeitwertversicherungen und dient als Orientierung für planerische Maßnahmen zur Vermeidung oder Verringerung von Betriebsunterbrechungen. Unternehmen nutzen die Kennzahl, um potenzielle Ausfallkosten abzuschätzen und Gegenmaßnahmen wie Notfallpläne, Leihgeräte, Spare Parts oder alternative Lieferanten zu definieren.

Bestimmung und Beurteilung erfolgen oft auf Basis von Lieferantenverträgen, historischen Lead Times, Logistikdaten und Erfahrungswerten aus früheren Vorfällen. Wichtige Einflussfaktoren sind Art und Spezifikation des Assets, Verfügbarkeit am Markt, Anpassungen, Standort, Transport- und Zollverfahren sowie Installations- und Abnahmeprozesse. Strategien zur Reduzierung der Wiederbeschaffungszeit umfassen Vorratshaltung, Rahmenverträge mit kurzen Lieferzeiträumen, Miet- oder Leasingmodelle und klare Eskalationswege.

Beispielweise kann der Ersatz eines Server rack eine Wiederbeschaffungszeit von mehreren Wochen aufweisen, wodurch Notfallbetriebspläne und temporäre Lösungen entscheidend werden.