Gerinnungskapazität

Gerinnungskapazität bezeichnet die Fähigkeit des Blutes oder des Plasmas, eine Koagulationsreaktion zu initiieren, fortzusetzen und zu einem stabilen Fibringerinnsel zu führen. Sie reflektiert das Gleichgewicht zwischen prokoagulatorischen Kräften und antikoagulatorischen Mechanismen sowie die Beteiligung von Blutplättchen, Gefäßfunktion und plasma­statischen Inhibitoren.

Die Gerinnung entsteht durch die Aktivierung der intrinsischen und der extrinsischen Koagulationspfade, die letztlich zur Bildung von Thrombin und zur Umwandlung von Fibrin führt. Die Gerinnungskapazität hängt von der Quantität und Qualität der Koagulationsfaktoren (z. B. II, VII, IX, X, V, VIII, XI, XII, I, XIII), dem Fibrinogen, der Thrombozytenfunktion, Kalzium und den natürlichen Hemmern wie Antithrombin, Protein C und Protein S ab. Einflussfaktoren sind Leberfunktion, Vitamin-K-Status, Entzündungen, Medikamente (Antikoagulanzien) sowie Erkrankungen wie Leber- oder Nierenkrankheiten und Schwangerschaft.

Messung und Bewertung der Gerinnungskapazität erfolgen global mit Tests wie dem Thrombin-Generations-Test (TGA) oder über ROTEM/TEG, die das Gesamtkapazitätspotenzial des Gerinnungssystems abbilden. Typische Parameter sind der Zeitpunkt des Thrombinanstiegs, die maximale Thrombinbildung (Peak) und die Gesamtthrombinbildung (z. B. AUC). Diese Tests unterstützen die Einschätzung von Blutungsrisiken oder thrombotischen Tendenzen, ergänzen aber die klinische Bewertung und spezialisierte Diagnostik.

Limitationen umfassen die Unterschiede in Probenarten, Testmethoden und Laborstandards sowie die Tatsache, dass in vitro-Messungen das in vivo-Hämostasesystem nicht vollständig widerspiegeln.