Abstraktien

Abstraktien, auch Abstraktie(n) genannt, bezeichnen in der Finanztheorie einen hypothetischen Typ von Aktien, bei dem unterschiedliche mit Aktien verbundene Rechte getrennt oder abstrahiert werden. Ziel ist es, Investoren gezieltere Risikoprofile zu ermöglichen und Governance- oder Kapitalstrukturen flexibler zu gestalten. In einem Grundmodell könnte eine Abstraktie zwei oder mehr Rechtekategorien enthalten, zum Beispiel wirtschaftliche Rechte wie Dividendenansprüche und Governance-Rechte wie Stimmrechte. Die Rechte könnten von unterschiedlichen Vertragspartnern oder Treuhändern ausgeübt werden, während andere Rechte weiterhin beim Emittenten verbleiben.

In der Praxis existieren ähnliche Konstrukte wie beherrschende oder stille Beteiligungen, bevorzugte Aktien oder Genussrechte; die Idee der Abstraktien greift solche Konzepte auf, indem sie die Trennung der Rechte systematisiert. In Rechtsordnungen hängt die Zulässigkeit stark von der nationalen Wertpapier- und Gesellschaftsordnung ab. Bei der Tokenisierung von Wertpapieren oder bei spezialisierten Finanzprodukten wird der Gedanke der Abstraktion oft diskutiert, um Governance und Kapitalzufluss zu trennen.

Kritische Aspekte umfassen Rechtsklarheit, Anlegerschutz, Transparenzpflichten und potenzielle Konflikte zwischen verschiedenen Rechteinhabern. Praktische Umsetzung erfordert klare vertragliche Regelungen, eindeutige Zurechenbarkeit von Stimmrechten sowie Offenlegungspflichten gegenüber Anteilseignern und Aufsichtsbehörden.

Der Begriff ist überwiegend in theoretischen Diskussionen und in Fintech-Experimenten zu finden; er hat keinen breit akzeptierten, einheitlichen Rechtsstatus.

Siehe auch: Aktie, Stimmrecht, Genussrecht, Wertpapier, Tokenisierung.