Wissensaufbaus

Wissensaufbau ist der Prozess, durch den Individuen oder Gruppen neues Wissen entwickeln, indem sie Informationen, Erfahrungen und Reflexion miteinander verknüpfen und schrittweise zu kohärenten Konzepten, Erklärungen und Fertigkeiten aufbauen. Im Gegensatz zur reinen Wissensaufnahme betont der Wissensaufbau aktive Konstruktion von Bedeutung durch eigenständiges Denken, oft in sozialer Interaktion über längere Zeiträume hinweg. In der Bildungswissenschaft stützt sich dieser Prozess auf konstruktivistische und sozialkulturelle Theorien, die Lernen als Entwicklung von Konzepten und Strategien begreifen, die sich durch Belege, Diskussion und Praxis verbessern lassen.

Wesentliche Merkmale sind das iterative Arbeiten an Wissensartefakten wie Modelle, Hypothesen, Erklärungen oder Protokolle; die Nutzung von Fragen, Hypothesenbildung, Beweisführung und Feedback; sowie die kollektive Aushandlung von Bedeutung in Lerncommunities. Ein prominentes theoretisches Modell ist die Knowledge-Building-Community, das von Scardamalia und Bereiter entwickelt wurde: Ideen werden öffentlich gemacht, kollaboratives Inquiry betrieben und Artefakte fortlaufend verbessert, sodass neues gemeinsames Wissen entsteht. Praktisch wird Wissensaufbau durch forschendes Lernen, projekt- oder problemorientiertes Lernen sowie kooperative Lernformen gefördert. Digital unterstützte Plattformen ermöglichen das gemeinsame Bearbeiten von Wissensartefakten. Herausforderungen sind Zeitressourcen, die Balance zwischen Anleitung und Selbststeuerung, Qualität der Artefakte und formative Evaluation. In Bildungskontexten zielt Wissensaufbau darauf ab, Lernende zu befähigen, komplexe Konzepte zu verstehen, anzuwenden und weiterzuentwickeln.