Wiederfreisetzung

Wiederfreisetzung bezeichnet die erneute Freisetzung eines Stoffes, der zuvor freigesetzt, gebunden oder sorbiert war. Der Begriff wird in verschiedenen Fachgebieten verwendet und beschreibt einen Prozess, bei dem ein zuvor freigesetzter Stoff unter veränderten Bedingungen erneut freigesetzt wird. Er ist kein einheitlicher technischer Begriff, sondern eine beschreibende Bezeichnung für ähnliche Phänomene in unterschiedlichen Kontexten.

In der Umweltwissenschaft beschreibt Wiederfreisetzung die Desorption von Substanzen aus Böden, Sedimenten oder organischen Materialien, die zuvor sorbiert wurden. Veränderungen von pH-Wert, Ionenstärke, Temperatur, Feuchtigkeit oder Redoxbedingungen können Bindungen lösen und Schadstoffe erneut in die Umwelt freisetzen. Solche sekundären Freisetzungseffekte können Langzeitexpositionen verursachen, selbst nach einer Erstsanierung. Zur Abschätzung werden Desorptionskinetiken, Freisetzungsprofile und Langzeitmodelle eingesetzt, um Risiken zu bewerten und Schutzmaßnahmen zu planen.

In der Pharmazie und Wirkstoffabgabe bezeichnet Wiederfreisetzung häufig eine zweite oder erneute Freisetzungsphase eines Wirkstoffs aus einem kontrollierten Trägersystem. Sie kann durch Diffusion, Matrixerosion oder Trägermaterialveränderungen entstehen und Plasmaspiegel sowie Wirkstätigkeit über die ursprünglich vorgesehenen Muster hinaus beeinflussen. In der Arzneimittelentwicklung wird sie manchmal gezielt genutzt, um zweiphasige Freisetzung zu erreichen, gelegentlich auch vermieden, um eine gleichmäßige Abgabe zu gewährleisten.

In der Materialwissenschaft und Industrie kann Wiederfreisetzung das langsame Ausgasen oder Ausdiffundieren von Lösungsmitteln, Gasen oder Kondensaten aus porösen Materialien oder adsorbierenden Medien bedeuten. Solche Freisetzungen beeinflussen Produktqualität, Emissionen oder Prozessstabilität und müssen in der Qualitätskontrolle berücksichtigt werden.

Zur Beschreibung werden Desorptionsisothermen, Freisetzungsprofile und geeignete kinetische Modelle genutzt, um das Verhalten über die Zeit zu verstehen. Das Verständnis von Wiederfreisetzung unterstützt Risikobewertung, das Design sicherer Systeme und die Planung von Langzeitschutzmaßnahmen. Siehe auch Desorption, Sorption, Freisetzungskinetik.