Vigilanzstörungen

Vigilanzstörungen bezeichnen Abweichungen des Wachheits- und Bewusstseinszustands, also Störungen der Vigilanz. Sie reichen von leichter Schlappheit über Somnolenz bis hin zum Koma und können mit Veränderungen der Aufmerksamkeit und Orientierung einhergehen. In der klinischen Praxis treten Vigilanzstörungen häufig im Rahmen von Delirien, Enzephalopathien oder schweren neurologischen Erkrankungen auf. Distinktion erfolgt oft zwischen akuter, fluktuierender Beeinträchtigung der Wachheit und länger anhaltender oder wiederkehrender Sedierung.

Ursachen sind vielfältig und betreffen medizinische, neurologische, metabolische und pharmakologische Bereiche. Häufige Ursachen sind metabolische Störungen (Hypoxie, Hypoglykämie, Elektrolytstörungen), Infektionen, Toxine oder Medikamente, Schlafentzug, Alkohol- oder Drogenentzug, Schlaganfall, Hirntumor, Schädel-Hirn-Trauma sowie Organversagen. Bei älteren Patienten kommen Mehrfachpathologien und Polypharmazie häufig hinzu; Delirien stellen eine besonders häufige Form akuter Vigilanzstörungen dar.

Diagnostik und Differenzialdiagnose beruhen auf einer sorgfältigen Anamnese, neurologischer und psychiatrischer Untersuchung sowie Labor- und bildgebenden Maßnahmen. Wichtige Instrumente sind Skalen zur Einschätzung des Bewusstseinsniveaus (zum Beispiel RASS) und Deliriumsbewertungen (CAM-ICU, 4D-CAM). Laboruntersuchungen, Blutgasanalyse, Infektionsparameter, Bildgebung und ggf. weitere Spezialuntersuchungen helfen, die Ursache zu identifizieren. Ziel ist die rasche Klärung der Ätiologie und das Ausschöpfen von therapeutischen Optionen.

Management konzentriert sich auf Behandlung der Grunderkrankung, Stabilisierung von Atemweg, Atmung und Kreislauf sowie Minimierung schädlicher Einflüsse. Umgebungs- und Schlafhygiene, Orientierung und Frühmobilisierung unterstützen die Aufnahme. Medikation erfolgt nur unter ärztlicher Aufsicht; bei Delirien können antipsychotische oder sedierende Therapien in akuten Fällen erwogen werden, stets mit sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung. Prognose und Verlauf hängen wesentlich von Ursache und Schnelligkeit der Behandlung ab.