Selbstwert

Selbstwert bezeichnet die subjektive Wertung der eigenen Person. Er schließt Gefühle der Würde, Liebenswürdigkeit und Kompetenz sowie kognitive Einschätzungen der eigenen Fähigkeiten ein. In vielen psychologischen Modellen wird Selbstwert als globale, relativ stabile Größe beschrieben, die das Selbstbild und das Verhalten beeinflusst. Im alltäglichen Sprachgebrauch können Selbstwert und Selbstwertgefühl jedoch nicht immer eindeutig unterschieden werden.

Die Entwicklung des Selbstwerts wird maßgeblich durch frühe Bindungserfahrungen, positive Rückmeldungen und gelingende soziale Beziehungen geprägt. Schützende Faktoren sind sichere Bindung, realistische Ziele, unterstützende Kontakte und Erfolge. Belastungen wie chronische Kritik, Missbrauch, Ausgrenzung oder wiederholte Misserfolge können den Selbstwert beeinträchtigen. Kognitive Muster wie Selbstabwertung oder häufiges Vergleichen tragen ebenfalls dazu bei.

Zur Messung werden standardisierte Fragebögen eingesetzt, etwa die Rosenberg-Skala zur Einschätzung des Selbstwertgefühls; deutschsprachige Versionen ermöglichen Vergleichbarkeit. Die Ergebnisse dienen dazu, Zusammenhänge mit Wohlbefinden, Stressbewältigung, Depressionen oder Suchtverhalten zu untersuchen und Interventionen zu evaluieren.

Bedeutung in Alltag und Therapie: Ein angemessener Selbstwert geht mit besserem Wohlbefinden, Resilienz und konstruktivem Umgang mit Krisen einher. Sehr niedriges Selbstwertgefühl ist mit erhöhtem Risiko psychischer Belastungen verbunden; extrem hohes Selbstwertgefühl kann mit Narzissmus assoziiert sein. Therapien zielen darauf ab, realistische Selbstbewertungen, Selbstakzeptanz und adaptive Bewältigungsstrategien zu fördern, etwa durch kognitive Verhaltenstherapie und entwicklungspsychologische Unterstützung.

Kulturelle Aspekte und Kritik: Selbstwert wird kulturell unterschiedlich verstanden; normative Erwartungen, Gruppenorientierung oder kollektive Identität beeinflussen, wie sich Selbstwert zeigt. Die Messung ist kontextabhängig, weshalb Vergleiche zwischen Populationen sorgfältig erfolgen sollten. Zudem wird diskutiert, ob der Fokus auf individuelle Selbstwertgefühl soziale Ressourcen oder strukturelle Faktoren zu wenig berücksichtigt.