Lizenzunterdeckung

Lizenzunterdeckung ist ein Rechtsrisiko im Bereich des geistigen Eigentums, das auftritt, wenn für die Nutzung eines urheberrechtlich geschützten Werks nicht alle erforderlichen Nutzungsrechte eingeholt wurden. Sie kann entstehen, wenn einzelne Rechte, Territorien, Nutzungsarten oder Lizenzformen unberücksichtigt bleiben oder wenn sich Nutzungen ändern, ohne die passenden Lizenzen zu sichern. Typische Anwendungsfelder sind Medienproduktion, Streaming-Plattformen, Events und Plattformen mit nutzergenerierten Inhalten.

Zu den relevanten Rechten gehören Vervielfältigungs-, Verbreitungs- und öffentliche Wiedergaberechte sowie Synchronisations- und Bearbeitungsrechte. Viele Werke haben komplexe Rechtebündel, die von Verwertungsgesellschaften, Verlagen, Labels oder einzelnen Rechteinhabern gehalten werden; Lizenzen können je nach Land variieren. Ursachen der Unterdeckung sind u. a. unvollständige Bestandsaufnahmen, fragmentierte Rechteinhaberschaften, veraltete Verträge, neue Nutzungsarten oder Plattformen sowie Modelle mit nutzergenerierten Inhalten, die ohne klare Lizenzen funktionieren.

Konsequenzen reichen von Rechtsverletzungen über Nachlizenzierungspflichten, Schadensersatzforderungen bis hin zu Imageschäden und zusätzlichen Betriebskosten. Für Plattformen und Veranstalter besteht das Risiko, dass Rechteinhaber Ansprüche geltend machen oder Abmahnungen aussprechen.

Vermeidung und Behebung erfolgen durch gründliche Rechts- und Rechteinventare, regelmäßige Lizenzprüfungen, Abschluss von Blanket- bzw. Rahmenlizenzen, Verhandlungen mit Verwertungsgesellschaften, klare Nutzungsleitlinien, Monitoring und Auditrechte. In der Praxis werden häufig rechtliche Maßnahmen mit technischen Lösungen wie Content-ID-Systemen kombiniert, um nicht lizenzierte Inhalte zu erkennen oder zu entmonetarisieren.

Der Begriff wird vor allem in der Musik- und Medienbranche sowie in der Diskussion um digitale Plattformen verwendet und ist ein zentralelement des Compliance- und Risikomanagements rund um Urheberrechte.