Lagerreaktionen

Lagerreaktionen bezeichnen chemische Veränderungen, die unter typischen Lagerbedingungen an Substanzen oder Produkten über die Zeit stattfinden. Sie verändern Reinheit, Eigenschaften oder Wirksamkeit und können die Haltbarkeit von Arzneimitteln, Lebensmitteln, Reagenzien, Polymere oder anderen Materialien beeinträchtigen. Im Gegensatz zu Reaktionen, die bei der Herstellung auftreten, treten Lagerreaktionen langsamer auf und lassen sich durch geeignete Lagerung beeinflussen.

Zu den wichtigsten Einflussfaktoren gehören Temperatur, Licht, Feuchtigkeit, Sauerstoff, Wasseraktivität, pH-Wert sowie Spurenverunreinigungen oder Katalysatoren. Hohe Temperaturen beschleunigen Zersetzungs- oder Radikalreaktionen; Licht kann photochemische Umwandlungen verursachen; Feuchtigkeit fördert Hydrolyse; Sauerstoff treibt Autoxidation an. Auch geringe Spuren von Metallen oder Säuren kann die Reaktionswege verändern.

Typische Lagerreaktionen umfassen Autoxidation von organischen Verbindungen durch Radikalbildung, Hydrolyse von Estern, Amiden oder Anhydriden in Gegenwart von Wasser, thermische Zersetzung infolge von Überhitzung, photochemische Reaktionen durch Licht, Polymerisation oder Vernetzung, sowie Racemisierung oder Isomerisierung. Die konkreten Reaktionswege hängen stark von Substanzklasse, Reinheit und Lagerumgebung ab.

Zur Bewertung der Stabilität werden Stabilitätstests verwendet, darunter beschleunigte Alterungstests (z. B. bei erhöhten Temperaturen) und Langzeitstudien. Zur Verlängerung der Haltbarkeit kommen Maßnahmen wie der Einsatz von Antioxidantien oder Chelatbildnern, inerte Lagerbedingungen, Trockenmittel, lichtundurchlässige Behälter oder niedrige Lagertemperaturen zum Einsatz.

Anwendungsbereiche umfassen Pharmazeutika, Agrochemikalien, Kosmetik, Kunststoffe und chemische Reagenzien. Das Verständnis von Lagerreaktionen unterstützt die Festlegung von Haltbarkeitsdaten, Lagerbedingungen, Verpackung, Chargenfreigaben und sicherer Handhabung.