Kalibrierungsabhängigkeiten

Kalibrierungsabhängigkeiten bezeichnen in der Messtechnik die Einflüsse, durch die Kalibrierungsergebnisse von äußeren Umständen und dem Zustand eines Messsystems abhängen. Sie betreffen typischerweise Faktoren wie Temperatur, Druck, Feuchtigkeit, Versorgungsspannung, Alterung des Instruments, mechanische Belastung sowie das Messverfahren selbst. Die Berücksichtigung dieser Abhängigkeiten ist zentral für die Zuverlässigkeit von Kalibrierungen und die Einstufung der Messunsicherheit.

Zu den wichtigsten Abhängigkeiten zählen Umwelt- und Betriebsbedingungen (Temperaturdrift, thermische Kopplungen), zeitliche Entwicklungen (Drift durch Alterung, Funktionsänderungen über die Nutzungsdauer) sowie Quersensitivitäten, bei denen andere Größen das Messergebnis beeinflussen (z. B. Temperatur- oder Lichtabhängigkeit eines Sensors). Zusätzlich kann die Kalibrierung von der gewählten Kalibrierkurve abhängen, etwa ob Linearität, Polynom- oder Splinemodelle verwendet werden, und vom Zustand der Referenzstandards sowie von der Kalibrierkette, einschließlich der verwendeten Referenzinstrumente und Software.

Der Umgang mit Kalibrierungsabhängigkeiten erfolgt durch kontrollierte Umgebungsbedingungen, regelmäßige Wiederholungs- oder Transferkalibrierungen, Temperaturkompensation und die Modellierung von Drift sowie Nichtlinearität. In der Datenauswertung helfen multivariate Analysen, Regressionsmodelle und Versuchspläne (Design of Experiments), um Einflussgrößen zu identifizieren und Sensitivitätskoeffizienten zu bestimmen. Die Unsicherheit einer Messung wird gemäß dem GUM-Ansatz behandelt, wobei Abhängigkeiten als Einflussgrößen in die Unsicherheitsrechnung eingehen und die Kalibrierung nachvollziehbar gemacht wird.

Für die Nachvollziehbarkeit in der Messtechnik ist es wichtig, Kalibrierungsabhängigkeiten in Kalibrierberichten zu dokumentieren, einschließlich der Bedingungen, der verwendeten Modelle, der Kalibrierkette und der Datenbasis sowie der vorgenommenen Korrekturen oder Kompensation. So wird Transparenz geschaffen und die Vergleichbarkeit zwischen Messstellen gewährleistet.

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