Antenatalsteroidgabe

Antenatalsteroidgabe bezeichnet die Verabreichung von Kortikosteroiden an eine schwangere Frau, die eine drohende Frühgeburt erwartet, um die Lungenreife des Feten zu fördern. Ziel ist die beschleunigte Produktion von Surfactant in den Lungen, wodurch Atemnotsyndrom und weitere pulmonale Komplikationen seltener auftreten und das Überleben verbessert wird.

Indikationen sind typischerweise Geburtseintritte vor dem Ende der 34. Schwangerschaftswoche (häufigerbereich 24+0 bis 34+0 Wochen). In bestimmten Situationen und Zentren mit guter Neonatologie kann auch eine Erweiterung bis ca. 36+0 Wochen erwogen werden. Falls das Risiko für eine Frühgeburt länger andauert, kann eine Wiederholung der Kortikoidgabe in Einzelfällen in Erwägung gezogen werden, wobei Nutzen und potenzielle Risiken gegeneinander abzuwägen sind.

Regimen umfassen Betamethason 12 mg intramuskulär, gefolgt von einer zweiten Dosis nach 24 Stunden, oder Dexamethason 6 mg intramuskulär, vier Mal im Abstand von 12 Stunden. Die Behandlung sollte idealerweise vor der Geburt abgeschlossen sein, um den größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Relevante alternative Dosierungen richten sich nach lokalen Leitlinien.

Nutzen und Auswirkungen umfassen eine verringerte Inzidenz von Atemnotsyndrom, intraventrikulärer Blutung, nekrotisierender Enterokolitis und Letalität bei Frühgeborenen, sowie einen reduzierten Bedarf an unterstützender Beatmung. Die Therapie wird in einer Schwangerschaftseinrichtung mit entsprechender neonatologischer Versorgung durchgeführt. Mütterliche Begleiterkrankungen wie Diabetes erfordern eine engmaschige Blutzuckerkontrolle.

Gegenanzeigen umfassen aktive schwere Infektionen; in solchen Fällen erfolgt eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung. Nebenwirkungen können mütterliche Hyperglykämie, Bluthochdruck und vorübergehende Stoffwechselveränderungen sein.