prozesssicheren

Prozesssicherheit bezeichnet die Disziplin und die Gesamtheit der Maßnahmen, die darauf abzielen, Risiken in industriellen Prozessen zu identifizieren, zu bewerten und auf ein akzeptables Niveau zu reduzieren. Ziel ist die Verhütung von Unfällen, Freisetzungen gefährlicher Stoffe sowie gesundheitlichen und ökologischen Schäden. Der Begriff umfasst sowohl konstruktive, organisatorische als auch operationale Aspekte und wird oft mit dem Attribut prozesssicheren Systems oder Prozessen verwendet.

Zu den zentralen Konzepten der Prozesssicherheit gehören risk management, Hazard- und Operability-Studien (HAZOP), Hazard Identification (HAZID) sowie Methoden wie Layer of Protection Analysis (LOPA). Ein wesentlicher Grundsatz ist die inhärente sichere Gestaltung (inherently safer design) sowie der Einsatz sicherheitsgerichteter Systeme, etwa Sicherheitsinstrumentierte Systeme (SIS) und deren Sicherheitsintegritätslevel (SIL). Prozesssicherheit betrachtet den gesamten Lebenszyklus einer Anlage – von der Planung und dem Design über Betrieb, Wartung und Stilllegung bis hin zum Notfallmanagement.

Standards und regulatorische Rahmenwerke spielen eine zentrale Rolle. In der Industrie finden sich Normen wie IEC 61508/61511 (Funktionale Sicherheit), ISO 45001 (Arbeits- und Sicherheit im Managementsystem) sowie branchenspezifische Vorgaben. In Europa regeln auch Gesetze und Richtlinien zum Umgang mit gefährlichen Stoffen und zu Seveso-Anlagen die Anforderungen an die Prozesssicherheit.

Anwendungsgebiete umfassen vor allem chemische Industrie, Öl und Gas, Pharma, Lebensmittel sowie Energie- und Infrastrukturprojekte. Herausforderungen liegen in Kosten, Komplexität und Messbarkeit von Risikoreduzierungen, während ein integrierter Ansatz über Design, Betrieb, Change Management und Training hinweg entscheidend ist. Der Ausdruck prozesssicheren dient dabei zur Bezeichnung von Anlagen oder Prozessen, die nachweislich sicher betrieben werden.