pluricentrische

Plurizentrische Sprachen sind Sprachen, die mehrere standardisierte Varietäten besitzen, die in verschiedenen Ländern oder Regionen als normative Standards gelten. In einer pluricentrischen Sprache existiert damit kein einziges, weltweit verbindliches Standardvarietät, sondern mehrere anerkannte Standardformen, die kulturell, politisch oder bildungspolitisch legitimiert sind. Die Varietäten unterscheiden sich oft in Wortschatz, Rechtschreibung, Aussprache und in einigen grammatikalischen Konventionen, bleiben aber in der Regel gegenseitig verständlich.

Typische Merkmale sind die offizielle Anerkennung der Varietäten durch Bildungssysteme, Medien und Behörden sowie umfangreiche normgebende Materialien wie Wörterbücher und Grammatik, die regionale unterschiedliche Normen festhalten. Der Grad der Zentralisierung variiert; manche Sprachen weisen starke de-facto Zentren auf, andere besitzen nur lose koordinierte Normen.

Beispiele, die häufig genannt werden, umfassen Deutsch (Deutschland, Österreich, Schweiz) mit regionalen Unterschieden wie Spital versus Krankenhaus; Englisch mit Varianten wie Britischem Englisch, Amerikanischem Englisch sowie weiteren Varianten in Kanada, Australien, Indien; Spanisch in Spanien und Lateinamerika; Portugiesisch in Portugal und Brasilien.

Der Begriff dient der Einordnung der Sprachvariation auf Ebene der Standardsprache. Er hilft beim Verständnis von Übersetzung, Lexikografie und Sprachpolitik, da pluricentrische Sprachen oft zwischen nationalen Identitäten und der globalen Kommunikation vermitteln müssen. Kritikpunkte betreffen Spannungen zwischen regionalen Normen und globalen Kommunikationsbedürfnissen sowie die Rolle von Institutionen bei der Standardisierung.