Standardvarietät

Standardvarietät bezeichnet in der Sprachwissenschaft die codierte, prestigevolle Varietät einer Sprache, die in formellen Kontexten verwendet wird. Sie dient als normative Referenzform für Grammatik, Rechtschreibung und Wortschatz und wird in Lehrplänen, Wörterbüchern und offiziellen Richtlinien festgelegt. In vielen Sprachen entspricht dies dem Standarddialekt oder der Standardvarietät wie Standarddeutsch, Standardenglisch oder Mandarinstandard.

Sie unterscheidet sich von regionalen und sozialen Dialekten, die in Alltagssprache, Familie oder bestimmten Gruppen vorkommen und in Lautung, Wortschatz und Grammatik variieren. Standardvarietät wird oft als Hochsprache betrachtet und in Medien, Verwaltung, Wissenschaft und Bildung bevorzugt präsentiert. Dennoch zeigen Sprachgemeinschaften im gesprochenen Alltagsleben oft Mischformen, Registerwechsel und situative Anpassungen.

Standardvarietät ist kein statisches Konstrukt. Sie entwickelt sich durch Standardisierung, gesellschaftlichen Gebrauch und normgebende Richtlinien weiter. Häufig existieren regionale Standardvarianten (zum Beispiel Schweizer Standarddeutsch oder Österreichisches Standarddeutsch) oder supraregionale Normen, die gemeinsame Merkmale betonen, während regionale Dialekte eigene Formen behalten.

Mit der Standardvarietät verbinden sich soziale Funktionen wie Prestige und Zugang zu Bildung, aber auch politische Debatten über Preskriptivismus, Sprachpolitik und Inklusion. Kritiker betonen, dass die Fokussierung auf eine „Standard“-Form sprachliche Vielfalt marginalisieren kann, während Befürworter sie für Verständlichkeit und Konsistenz in Literatur, Wissenschaft und Verwaltung schätzen.