Testtheorie

Testtheorie bezeichnet die theoretischen Modelle und praktischen Verfahren zur Messung psychologischer Merkmale durch Tests und Fragebögen. Ziel ist es, aus beobachteten Antworten auf einen Test Werte abzuleiten, die das zugrunde liegende Merkmal möglichst genau widerspiegeln, sowie deren Genauigkeit, Vergleichbarkeit und Fehlervarianz zu beschreiben.

In der klassischen Testtheorie (CTT) wird angenommen, dass ein beobachteter Testwert X aus dem wahren Merkmalswert T und einem Messfehler E besteht: X = T + E. Reliabilität, Validität und die Größenordnung des Messfehlers stehen im Mittelpunkt. Typische Kennwerte sind die Test-Reliabilität, der Standardmessfehler sowie Itemstatistiken wie Schwierigkeit (p-Wert) und Trennschärfe. Die CTT arbeitet oft mit Summenwerten und ist stark abhängig von der Stichprobe sowie vom Testumfang.

Die moderne Testtheorie, insbesondere die Item-Response-Theorie (IRT), modelliert die Antwortwahrscheinlichkeit als Funktion eines latenten Merkmals θ und Itemparametern (z. B. Schwierigkeit, Diskriminationsgrad, ggf. Guessing). Dadurch lassen sich Item-Charakteristika unabhängig von der Stichprobe schätzen und Werte auf einer gemeinsamen Skala vergleichen. Das Rasch-Modell ist eine spezielle Form der IRT, die striktere Annahmen trifft und Effizienz sowie suffiziente Tests anstrebt.

Gütekriterien umfassen Reliabilität, Validität (Inhalt, Kriterium, Konstrukt) und Objektivität. Fairness ist ein zentrales Anliegen; Differential Item Functioning (DIF) wird verwendet, um potenziellen Bias in einzelnen Items aufzuspüren.

Anwendung und Entwicklung reichen von Bildungs- und Diagnostik- bis zu Eignungs- und Personaltests. Typischer Ablauf umfasst Zieldefinition, Itementwicklung, Pilotierung, Itemanalyse, Kalibrierung bzw. Normierung, Skalierung und Interpretation.