Präoxygenierung

Präoxygenierung ist eine Maßnahme in der Anästhesie und Intensivmedizin, bei der dem Patienten vor dem Einleiten einer Narkose oder vor einem invasiven Atemwegsmanöver Sauerstoff in hoher Konzentration verabreicht wird. Ziel ist es, den Sauerstoffspeicher in Lunge und Blut zu erhöhen und den Zeitraum bis zum Absinken des Sauerstoffgehalts während einer Apnoe zu verlängern, um das Risiko einer hypoxämischen Dysfunktion zu verringern.

Typische Vorgehensweisen umfassen das Atmen von 100 Prozent Sauerstoff über eine gut sitzende Gesichtsmaske für drei bis fünf Minuten oder acht tiefe Atemzüge innerhalb kurzer Zeit. Durch Denitrogenierung wird der N2-Vorrat in der Lunge reduziert, was den endexspiratorischen Sauerstoffanteil erhöht und damit die sichere Apnoezeit verlängert. In der Praxis kommt außerdem häufig eine Kopf-hoch-Position zum Einsatz.

Bei Risikogruppen wie Adipositas, Thorax- oder Atemwegserkrankungen kann ergänzend eine nicht-invasive Beatmung oder eine hochflussige nasale Sauerstoffzufuhr (HFNO) eingesetzt werden. Während der Induktion und ggf. der Intubation kann eine apnoeische Sauerstoffzufuhr über eine Nasenkanüle fortgeführt werden, um auch während der Apnoezeit eine Sauerstoffzuführung sicherzustellen.

Indikationen umfassen die Vorbereitung auf Allgemeinanästhesie mit Atemwegsmanövern, Situationen mit erhöhtem Desaturation-Risiko (z. B. Adipositas, Lungenerkrankungen) sowie Notfall- und Intensivmedizin, in denen eine sichere Atemwegssicherung angestrebt wird. Risiken sind gering, jedoch können Hyperoxie bei längerer Exposition, Gasdistension des Magens oder ein erhöhtes Risiko bei bestimmten Erkrankungen wie COPD auftreten.