Nitratpräparate

Nitratpräparate sind Arzneimittel, die als Vasodilatatoren wirken und durch Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO) die glatten Muskelzellen der Blutgefäße entspannen. Zu den wichtigsten organischen Nitraten gehören Nitroglycerin (Glyceryltrinitrat), Isosorbiddinitrat und Isosorbidmononitrat (ISDN/ISMN). Sie liegen in verschiedenen Darreichungsformen vor, etwa sublingualen Tabletten oder Sprays, Langzeitpräparaten, transdermalen Pflastern, Salben sowie intravenösen Lösungen.

Wirkmechanismus: NO aktiviert die Guanylatzyklase und erhöht cGMP, was eine Entspannung der glatten Muskulatur bewirkt. Hauptsächlich kommt es zu einer venösen Dilatation, die Vorlast senkt und die Durchblutung des Herzens verbessert; bei höheren Dosen können auch Arterien erweitert werden und der Blutdruck sinkt.

Anwendung: Nitratpräparate dienen der Behandlung und Prophylaxe von Angina pectoris. Sublinguale Formen lindern akute Brustschmerzen; länger wirkende Präparate reduzieren die Häufigkeit von Anfällen. Transdermale Pflaster und Langzeitformen dienen der prophylaktischen Behandlung; in der Notfallmedizin kommen sie auch intravenös zum Einsatz.

Toleranz und Einnahmepläne: Eine Toleranzentwicklung kann bei kontinuierlicher Anwendung auftreten. Um dies zu vermeiden, werden nitratfreie Intervalle vorgesehen, üblicherweise 8–12 Stunden pro Tag, abhängig von Form und Indikation.

Gegenanzeigen und Interaktionen: Nicht zusammen mit PDE-5-Hemmern (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil) verwenden, da life-threatening Hypotonie droht. Weitere Gegenanzeigen sind schwere Hypotonie, Hypovolämie, kardiogener Schock oder Überempfindlichkeit. Alkohol verstärkt die blutdrucksenkende Wirkung.

Nebenwirkungen: Häufige Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Schwindel, Flush und Hypotonie mit Orthostase. Hautreaktionen treten vor allem bei topischen Formen auf; selten kommt es zu Tachykardie oder Übelkeit.

Pharmakokinetik: Die Bioverfügbarkeit und Wirkdauer sind formabhängig. Sublingual wirkt rasch (Wirkbeginn Minuten); orale Einnahme ist stärker vom First-pass-Effekt betroffen. Kurz- bis mittellange Halbwertszeiten variieren je nach Verbindung (Glyceryltrinitrat kurz, ISDN mittellang, ISMN länger wirkend).