domestikation

Domestikation ist ein langfristiger Prozess, bei dem Wildarten durch menschliche Selektion an das Leben in enger Beziehung zu Menschen angepasst werden. Dabei entstehen vererbare Veränderungen in Anatomie, Physiologie, Verhalten und Fortpflanzung. Domestikation erfolgt meist durch Zuchtwahl auf Merkmale, die dem Menschen nützen, wie Folgsamkeit oder Produktivität. Sie unterscheidet sich von Zähmung, bei der es um die Verhaltensänderung eines einzelnen Tieres geht; Domestikation erfordert genetische Veränderungen in Populationen und kann über das Leben einzelner Organismen hinaus bestehen bleiben.

Das Domestikationssyndrom bezeichnet eine Gruppe korrelierter Merkmale, die bei vielen domestizierten Arten auftreten, darunter reduziertes Aggressionsverhalten, Veränderungen in Größe und Körperform, veränderte Pigmentierung, veränderte Fortpflanzungsrhythmen und Neotenie. Bei Tieren waren Hunde vermutlich die ersten domestizierten Begleiter, gefolgt von Schafen, Ziegen, Rindern, Schweinen und Geflügel. Bei Pflanzen zeigen sich oft reduzierte Samenausbreitung, größere Samen oder Früchte, gesteigerte Ausbeute und veränderte Wachstumsformen.

Die frühesten Formen der Tierdomestikation werden oft dem Spätpaläolithikum bis zum Frühneolithikum zugeschrieben, wobei sich Hunde möglicherweise mehr als 15.000 Jahre vom Wolf abgespalten haben. Die Pflanzendomestikation begann vor rund 10.000–12.000 Jahren in mehreren Regionen, darunter dem Fruchtbaren Halbmond, Ostasien und Mesoamerika. Der Prozess ermöglichte sesshafte Landwirtschaft, den Aufstieg von Siedlungen und Zivilisationen und beeinflusste Ökologie sowie Genetik sowohl domestizierter als auch wilder Populationen.

Genetische Belege zeigen fortlaufende Selektion und Vermischung mit Wildformen, was eine anhaltende Interaktion mit Ökosystemen widerspiegelt. Moderne Zuchtprogramme prägen weiterhin Nutz- und Haustiere, indem Merkmale wie Lebensmittelsicherheit, Krankheitsresistenz und Umweltverträglichkeit selektiert werden. Domestikation bleibt ein aktives Forschungsfeld in Archäologie, Genetik und Anthropologie und trägt zum Verständnis der Menschheitsgeschichte sowie zur Ko-Evolution von Menschen und anderen Arten bei.