Theoriegetrieben

Theoriegetrieben, auch theoriegeleitet genannt, beschreibt einen Forschungs- oder Design-Ansatz, bei dem theoretische Konzepte das Vorgehen bestimmen. Ausgangspunkt sind Theorien, Modelle oder Hypothesen, die die Formulierung von Forschungsfragen, die Operationalisierung von Variablen, die Wahl der Methoden sowie die Interpretation der Ergebnisse leiten.

Im Gegensatz zum datengetriebenen oder explorativen Vorgehen, das Hypothesen aus den Daten ableitet, beginnt das theoriegetriebene Vorgehen mit einer theoretischen Annahme, die überprüft werden soll. Oft wird dieser Ansatz mit Deduktion verknüpft, kann aber auch in iterativen Prozessen weiterentwickelt werden, wenn neue Befunde die bestehende Theorie herausfordern.

Anwendungen finden sich in den Sozialwissenschaften, Gesundheitsforschung, Bildungsforschung, Evaluationsforschung, Informationssystemen und Politikgestaltung. Ein typisches Beispiel ist die Theoriegetriebene Evaluation, bei der eine Programmtheorie (oder ein Logikmodell) genutzt wird, um zu beschreiben, wie Aktivitäten zu bestimmten Ergebnissen führen sollten, und diese Kette empirisch zu testen.

Der übliche Arbeitsablauf umfasst: Auswahl einer zugrundeliegenden Theorie, Ableitung von konkreten Hypothesen, Festlegung geeigneter Indikatoren, Planung der Studie, Datenerhebung und analyse unter Berücksichtigung der Theorie, sowie die Interpretation der Ergebnisse im Lichte der Theorie und mögliche Theorienanpassungen.

Vorteile eines theoriegetriebenen Ansatzes liegen in der Transparenz gegenüber bestehendem Wissens, der Möglichkeit zur kumulativen Wissensbildung und einer stärker prüfenden Wissenschaft. Nachteile zeigen sich durch Biasriskien, mögliche Einschränkung auf konforme Ergebnisse und das Risiko, kontextspezifische Phänomene zu übersehen. Typische Fachbegriffe sind program theory, logic model und hypothesenbasierte Forschung.