Stoizismus

Stoizismus ist eine philosophische Strömung des Hellenismus, die in Athen entstand und sich auf Zeno von Kition, der um 300 v. Chr. die Stoa Poikile gründete, sowie spätere Lehrer wie Cleanthes und Chrysippus bezog. Die Stoiker suchten ein gutes Leben durch Tugend im Einklang mit der Vernunft und der Natur, unabhängig von äußeren Umständen.

Zentrale Lehren sind, dass das Gute nur in Tugend besteht und äußere Güter wie Reichtum, Gesundheit oder Ruhm als indifferent gelten. Der Mensch soll seine Reaktionen und Handlungen in der eigenen Macht behalten. Die Unterscheidung zwischen Dingen, die wir kontrollieren können, und solchen, die außerhalb liegen, bildet den Kern der Ethik. Der Logos, die vernunftmäßige Ordnung des Universums, dient als Orientierung; Gleichmut und innere Ruhe entstehen, wenn man Dinge akzeptiert, die man nicht ändern kann. Die Stoiker entwickelten eine umfassende Theorie von Logik, Physik und Ethik, wobei die Ethik das Handeln im Einklang mit der Natur betont.

Ethik und Tugenden: Tugend ist die einzige gute; die vier Kardinaltugenden Weisheit, Mut, Gerechtigkeit und Maßhaltung leiten das Handeln. Das Ziel ist innere Würde und Selbstbeherrschung, nicht äußere Erfolge.

Historische Entwicklung: Von Griechenland ausgehend prägten römische Stoiker wie Seneca, Epiktet und Marcus Aurelius die Praxis der Ethik. Der Stoizismus beeinflusste später die christliche sowie philosophische Tradition und erlebte im 19. und 20. Jahrhundert eine erneute Belebung, gefolgt von einer breiten Popularität im 21. Jahrhundert als praktische Lebensphilosophie.

Praktiken und moderne Relevanz: Typische Übungen sind tägliche Selbstreflexion, Premeditatio malorum (negative Visualisierung), Journaling sowie die bewusste Trennung von Kontrollbereich und Nicht-Kontrollbereich. Der Stoizismus prägt moderne Philosophie, Psychologie und Therapien wie die kognitive Verhaltenstherapie. Kritisch wird er gelegentlich als zu streng oder idealisierend bewertet; es gibt sowohl akademische als auch praxisorientierte Ausprägungen.