Lieferkettengesichtspunkte

Lieferkettengesichtspunkte bezeichnet in der Debatte um verantwortungsvolle Beschaffung die verschiedenen Perspektiven oder Kriterien, die bei der Analyse, Bewertung und Steuerung von Lieferketten berücksichtigt werden. Der Begriff dient als Sammelbegriff für die Dimensionen der Sorgfaltspflicht, die in Unternehmen, Gesetzgebung und internationalen Rahmenwerken berücksichtigt werden.

Typische Gesichtspunkte umfassen Menschenrechte und Arbeitsbedingungen, Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten, Umweltschutz und Klimawirkungen, Ressourcenverbrauch und Biodiversität, Transparenz und Rückverfolgbarkeit von Produkten, Ethik und Compliance, sowie Korruption und Rechtskonformität entlang der Lieferkette. Weitere relevante Aspekte können Datenschutz, soziale Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften, Risikomanagement und Resilienz sein.

Im Rechtskontext stehen Lieferkettengesichtspunkte im Zentrum der Pflicht zur menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflicht. In Deutschland etwa im Lieferkettengesetz sowie in internationalen Leitlinien (OECD-Leitsätze, UNGPs) spiegeln sie sich in Risikoanalysen, Abhilfemaßnahmen, Beschwerdemechanismen und Berichterstattung wider.

In der Praxis identifizieren Unternehmen geeignete Gesichtspunkte, bewerten deren Risiken nach Eintrittswahrscheinlichkeit und Schwere, priorisieren Handlungsfelder, implementieren Maßnahmen bei Lieferanten und Produktionsstandorten und prüfen deren Wirksamkeit. Transparente Berichterstattung, klare Verantwortlichkeiten und regelmäßige Aktualisierung sind zentrale Bausteine.

Kritisch wird der Begriff als breiter Rahmen wahrgenommen, dessen konkrete Messbarkeit und Verbindlichkeit variieren. Eine klare Definition der Gesichtspunkte sowie verlässliche Kennzahlen sind entscheidend für eine vergleichbare Beurteilung.