Blutverlustvolumen

Blutverlustvolumen (BVV) bezeichnet die Gesamtheit des während eines Zeitraums oder Ereignisses verlorenen Bluts. Typische Situationen sind chirurgische Eingriffe, Traumen oder akute Blutungen. BVV umfasst sichtbaren Blutverlust sowie versteckte Verluste, die in Gewebe oder Körperhöhlen auftreten oder durch postoperative Prozesse entstehen.

Messung und Schätzung: Sichtbarer Blutverlust ergibt sich aus Absaugvolumen, Blutverlust auf Spülmaterial und Aufnahmen von Mullbinden. Verborgener Blutverlust entsteht durch Gewebe, Hämatome und Wundsekret und wird oft unterschätzt. Zur Abschätzung werden gravimetrische Methoden (Gewicht von feuchten Materialien) oder Formeln genutzt. Eine gängige Näherung lautet: TBL ≈ EBV × (Hct_initial − Hct_final) / Hct_mean, wobei EBV das effektive Blutvolumen (in der Regel Körpergewicht × etwa 70 ml/kg bei Erwachsenen) ist. Transfusionen und Infusionsflüsse müssen berücksichtigt werden.

Bedeutung: Das BVV beeinflusst Kreislaufstabilität, Sauerstoffversorgung und das Risiko einer Anämie. Große BVV kann eine Transfusion, Volumenersatz und engmaschige Überwachung erforderlich machen. Entscheidungen basieren auf BVV-Schätzung, Hämoglobinkonzentration sowie klinischem Zustand.

Limitierungen: Schätzungen sind ungenau; versteckte Verluste sind schwer messbar. Unterschiede zwischen Patientinnen und Patienten sowie Variationen in Technik und Timing beeinflussen die Genauigkeit.