Tonsprache

Tonsprache bezeichnet eine Sprache, in der die Tonhöhe der Aussprache eine semantische oder morphologische Bedeutung trägt. In Tonsprachen können verschiedene Tonhöhen oder Tonmuster unterschiedliche Wörter oder grammatische Merkmale kennzeichnen. Ein bekanntes Beispiel ist Mandarin-Chinesisch: ma mit unterschiedlicher Tonhöhe bedeutet unterschiedliche Wörter, etwa mā ‚Mutter‘, má ‚Hanf‘, mǎ ‚Pferd‘, mà ‚schimpfen‘.

Man unterscheidet grob drei Typen: lexikalische Tonsprachen, tonale Akzentsprachen und nicht-tonale Sprachen. In lexikalischen Tonsprachen bestimmen Tonhöhen die Bedeutung eines Wortes unabhängig von der Grammatik. In tonalen Akzentsprachen tragen Tonmarkierungen auf bestimmten Silben Bedeutung, während der Rest der Silben phonetisch weniger stark tonbeeinflusst ist. Nicht-tonale Sprachen verwenden Ton primär als prosodische Markierung, nicht zur Unterscheidung einzelner Wörter. Beispiele für lexikalische Tonsprachen sind Mandarin und Vietnamesisch; tonale Akzentsprachen werden oft mit Japanisch oder Schwedisch assoziiert.

Phonologisch umfassen Töne in vielen Sprachen Konturtonen (auf- oder absteigende Tonhöhe) und/oder mehrere Stufen wie hoch, mittel oder tief. Die Anzahl der Tonhöhen variiert stark zwischen den Sprachen. Töne können auch morphologische Prozesse steuern, etwa in bestimmten Nominal- oder Verbformen.

Schriftsysteme markieren Töne unterschiedlich: Vietnamesisch und Yoruba verwenden Diakritika in der Orthografie, Mandarin-Pinyin markiert Töne durch Akzente, während viele Tonsprachen Töne im Schriftbild nicht explizit codieren.

Vorkommen und Forschung: Tonsprachen treten weltweit auf, besonders in Afrika südlich der Sahara sowie in Ost- und Südostasien. Schätzungen zufolge besitzen rund die Hälfte bis zwei Drittel der Sprachen lexikalische Tonphonologie. Die Forschung umfasst Phonologie, Phonetik, Kognition und Sprachentwicklung.