Reizreaktionen

Reizreaktionen bezeichnet in der Biologie und Medizin die Reaktionen eines Organismus auf einen Reiz. Reize sind Veränderungen in der Umwelt oder im Inneren des Organismus, die Sinnesreize auslösen. Reizreaktionen können sensorische Wahrnehmungen, motorische Handlungen oder endokrine Prozesse umfassen und treten sowohl willkürlich als auch unwillkürlich auf. Sie unterscheiden sich von Reflexen, die meist ohne bewusste Kontrolle erfolgen; Reizreaktionen können, müssen aber nicht bewusst gesteuert sein.

Reize können äußere (optisch, akustisch, mechanisch, chemisch) oder innere (Schmerz, Hunger, Temperatur, hormonelle Signale) sein. Die Reizschwelle bezeichnet die Mindeststärke oder -dauer, die nötig ist, um eine Reaktion auszulösen. Reizintensität, Reizdauer und Wiederholung beeinflussen Stärke und Geschwindigkeit der Reaktion.

Der Ablauf einer Reizreaktion umfasst Sensoraufnahme, Transduktion in nervöse Signale, Weiterleitung im peripheren und zentralen Nervensystem sowie Ausführung der Antwort durch Muskulatur, Drüsen oder endokrine Systeme. Die Reaktionszeit variiert je nach Sinnesmodalität und Komplexität der Aufgabe und liegt typischerweise im Bereich von einigen Hundertsteln bis zu mehreren Hundertmillisekunden.

Formen von Reizreaktionen reichen von einfachen, fast reflexhaften Antworten bis zu komplexen, willkürlichen Handlungen, die eine sensorische Verarbeitung und bewusste Entscheidung erfordern. Lernen kann Reizreaktionen verändern, etwa durch bedingte Reaktionen in der Lernpsychologie.

In Forschung und Praxis dienen Reizreaktionen der Diagnostik, Neurowissenschaften, Ergonomie und Rehabilitation. Messungen der Reaktionszeit sowie neurophysiologische oder psychophysiologische Verfahren liefern quantitative Informationen über Funktionszustände des Nervensystems.