Referenzmodells

Ein Referenzmodell ist ein abstraktes, generalisiertes Rahmenwerk, das zentrale Konzepte, Beziehungen und Regeln definiert, die in unterschiedlichen Anwendungsbereichen gültig sind. Es dient als gemeinsame Sprache und Blaupause für die Gestaltung, den Vergleich und die Harmonisierung von Architekturen, Geschäftsprozessen oder Informationsstrukturen. Im Gegensatz zu konkreten Implementierungen beschreibt ein Referenzmodell keine spezifischen Lösungen, sondern liefert Bausteine, die in verschiedenen Kontexten adaptierbar sind.

Typische Merkmale sind eine festgelegte Begriffsnotation, eine vordefinierte Struktur (Schichten, Perspektiven oder Domänenbausteine), sowie Beziehungen, Qualitätskriterien und Integrationsprinzipien. Referenzmodelle erleichtern Kommunikation zwischen Stakeholdern, unterstützen Standardisierung, Benchmarking und die GAP-Analyse, indem sie Abweichungen von der vorgesehenen Architektur oder dem vorgesehenen Prozess identifizieren.

Beispiele finden sich in der Netzwerktechnik (OSI-Referenzmodell, TCP/IP), in Architekturrahmenwerken (Zachman Framework, TOGAF, DoDAF, FEAF) sowie in domänenspezifischen Bereichen wie Geschäftsprozessmanagement oder Datenarchitektur. Oft dient es als Ausgangspunkt für die Entwicklung konkreter Referenzarchitekturen, die auf eine Organisation zugeschnitten sind, inklusive konkreter Implementierungen, Rollen und Migrationspfade.

Die Erstellung von Referenzmodellen erfolgt durch Normungsorganisationen, Branchenverbände oder interne Architekturteams. Sie müssen regelmäßig überprüft und weiterentwickelt werden, um technologische Entwicklungen, neue Anforderungen und regulatorische Vorgaben abzubilden. Ein gut gepflegtes Referenzmodell trägt zur Harmonisierung von Schnittstellen, zur Wiederverwendung von Bausteinen und zur Erhöhung der Transparenz in komplexen Systemlandschaften bei.