Preisgleiten

Preisgleiten ist ein vertragliches Instrument zur automatischen Anpassung von Preisen an Veränderungen der Kosten- oder Preisentwicklung. Es dient dazu, das Risiko von Inflation oder steigenden Material- und Arbeitskosten in langfristigen Verträgen zu verteilen.

Typischerweise wird im Vertrag festgelegt, nach welchem Index die Preise angepasst werden und wie oft die Anpassung erfolgt. Gängige Indizes sind der Verbraucherpreisindex (VPI), der Produzentenpreisindex (PPI) oder sektorale Bau- bzw. Materialindizes. Die neue Vergütung wird oft nach der Formel berechnet: neuer Preis = Basispreis × (aktueller Index / Basisindex). Häufig sind Ober- oder Untergrenzen sowie Glättungsvorgaben vorgesehen, um abrupten Ausschlägen zu begegnen.

Anwendungsbereiche sind Langfristverträge in der Bauwirtschaft, Infrastrukturprojekte, Dienstleistungen mit langen Laufzeiten sowie öffentliche Beschaffungen, bei denen Preisrisiken an Auftragnehmer oder Auftraggeber weitergegeben werden sollen.

Rechtlich handelt es sich um eine vertragliche Klausel; es besteht kein genereller gesetzlicher Anspruch auf Preisgleiten. Die konkreten Regelungen bestimmen, welche Indizes zulässig sind, wie oft angepasst wird, welche Kostenarten einbezogen werden und wie etwa Nachträge zu handhaben sind.

Zu den Vorteilen zählen eine bessere Planungssicherheit, faire Lastenverteilung und die Reduktion von Nachträgen. Kritiker bemängeln Abhängigkeit von Indizes, deren Aussagekraft schwanken kann, Verzögerungen durch Datenerhebung und mögliche Einflussnahmen durch Wahl des Index oder der Berechnungsformel.

Siehe auch: Preisgleitklausel, VOB/B, Bauvertrag.