Marschflugkörper

Marschflugkörper, auch Cruise Missile genannt, sind lenkbare, selbstständig angetriebene Waffen, die über weite Entfernungen in der Atmosphäre fliegen, um ein festgelegtes Ziel präzise zu treffen. Sie werden von Flugzeugen, Schiffen, U-Booten oder festen Startplattformen gestartet und besitzen in der Regel eine Stand-off-Fähigkeit, sodass der Angreifer nicht in unmittelbarer Nähe des Ziels sein muss. Die Nutzlast besteht überwiegend aus konventionellen Sprengköpfen; es gibt auch Varianten mit nuklearen Sprengköpfen oder speziellen Nutzlasten.

Historisch entstanden Marschflugkörper im Zweiten Weltkrieg (V-1) und entwickelten sich in der Folgezeit zu einer zentralen Komponente moderner Streitkräfte. Im Kalten Krieg und danach wurden sie kontinuierlich verbessert, um Präzision, Reichweite und Zuverlässigkeit zu erhöhen. Moderne Systeme verfügen über fortgeschrittene Navigations- und Zielführungssysteme, die eine zielgenaue Ausführung auch hinter feindlichen Linien ermöglichen.

Aufbau und Flugführung: Der Antrieb erfolgt meist durch Turbofan- oder Turbojetmotoren; zu Startphasen kommen gegebenenfalls Feststoffbooster zum Einsatz. Die Flugführung verbindet Inertialnavigation, Satellitennavigation (z. B. GPS/GLONASS) mit digitalen Geländedaten (TERCOM) und DSMAC; im Endstadium können Such- oder Zielsysteme wie SAR- oder optische Sensoren eingesetzt werden. Die Reichweite, Zielführung und Nutzlast unterscheiden sich je nach Typ erheblich.

Bekannte Beispiele umfassen Tomahawk (USA), Storm Shadow/SCALP-EG (Großbritannien/Frankreich), Kh-101/Kh-102 (Russland), CJ-10 (China) und Brahmos (Indien/Russland). Einsatzszenarien umfassen präzise Angriffe gegen stark befestigte Ziele, Infrastruktur oder bewegliche Bedrohungen, oft als Teil von größeren Luft- und Marineoperationen.

Rechtliche und strategische Aspekte: Der Einsatz von Marschflugkörpern unterliegt Völkerrecht und internationalen Abmachungen, insbesondere in Bezug auf Zivilisten, Kollateralschäden und Kriegsführung. Exportkontrollen und militärische Vereinbarungen beeinflussen Verfügbarkeit, Abrufbarkeit und politische Entscheidungen.