Interpretationsfaktoren

Interpretationsfaktoren bezeichnet man in den Geistes- und Sozialwissenschaften Faktoren, die bestimmen, wie eine Information, ein Text oder ein Ereignis verstanden wird. Der Begriff wird insbesondere in der Hermeneutik, der qualitativen Forschung und der Übersetzungswissenschaft verwendet, um die Subjektivität des Verstehens zu beschreiben.

Zu den zentralen Faktoren gehören Kontext (zeitlich, räumlich), Vorwissen, Sprach- und Fachterminologie, kultureller Hintergrund, normative Prämissen, Ziel und Perspektive des Interpretierenden, Relevanz- oder Zweckkategorien, sowie Quelle und Rezeption.

Sie beeinflussen die Ergebnisse der Interpretation, die Zugänglichkeit von Sinn und die Vergleichbarkeit von Befunden. In der Praxis gilt es, diese Faktoren zu berücksichtigen, um Verzerrungen zu vermeiden. In der qualitativen Forschung wird oft betont, dass Interpretationsprozesse transparent und reflexiv gestaltet werden sollten, damit andere Nachvollziehbarkeit und Anknüpfungspunkte finden können.

Methodisch empfiehlt sich Transparenz und Reflexivität: Die Autorinnen und Autoren sollten interpretative Entscheidungen dokumentieren, Triangulation einsetzen und Peer-Review einbeziehen, um die Nachvollziehbarkeit zu erhöhen.

Beispielhaft zeigt sich der Einfluss in der Textinterpretation: Derselbe Text kann nach feministischer, strukturalistischer oder diskursanalytischer Perspektive unterschiedliche Bedeutungen erhalten. In der Übersetzung kann kulturelle Codierung die Adäquanz der Übertragung beeinflussen.