Informationsverhalten

Informationsverhalten bezeichnet das Verhalten von Individuen, Gruppen oder Organisationen beim Suchen, Beschaffen, Bewerten, Verwenden und Weitergeben von Informationen in unterschiedlichen Kontexten. Es umfasst das Erkennen von Informationsbedarf, die Auswahl geeigneter Quellen und Medien sowie die Verarbeitung und Integration von Informationen in Entscheidungen, Handlungen oder Lernprozesse.

In der Theorie werden verschiedene Modelle verwendet, um Informationsverhalten zu beschreiben. Bekannte Ansätze sind Wilsons Informationsverhalten, der Informationssuche-Prozess nach Kuhlthau (ISP) und Savolainens Modelle zur informationsbezogenen Suche. Diese Ansätze betonen Phasen wie Bedarfserkennung, Erkundung, Bewertung von Quellen, Unsicherheit und die Beurteilung von Relevanz, bevor Informationen genutzt oder weitergegeben werden.

Faktoren, die das Informationsverhalten beeinflussen, umfassen Motivation, Vorwissen, individuelle Suchkompetenz, kognitive Belastung, Medientechnologie, Suchwerkzeuge, Verfügbarkeit von Informationen und das Vertrauensproblem bei Quellen. Das Verhalten variiert stark je nach Kontext, Aufgabe und Umfeld; die Digitalisierung hat zu einem stärkeren Online-Informationsverhalten über Suchmaschinen, Bibliothekskataloge, Fachportale und soziale Medien geführt.

Anwendungsfelder sind Bildung, Bibliotheks- und Informationsdienste, Wissenschaftskommunikation sowie Unternehmens- und Behördenkontexte. Forschungsmethoden umfassen Interviews, Beobachtung, Tagebuchstudien und die Analyse von Logdaten aus Suchsystemen. Ziel ist es, Informationsprozesse zu verstehen, Informationskompetenz zu fördern und Informationssysteme sowie Lern- und Arbeitsumgebungen benutzerfreundlicher zu gestalten.

Trägt zur Gestaltung von Informationsinfrastrukturen, Lernumgebungen und öffentlichen Informationsräumen bei. Die Messung von Informationsverhalten bleibt herausfordernd, da es kontextabhängig ist und sich im digitalen Umfeld rasch wandelt.