Gruppenidentität

Gruppenidentität bezeichnet das subjektive Zugehörigkeitsgefühl und die gemeinschaftliche Selbstdefinition, die sich aus der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe ergeben. Sie umfasst Werte, Normen, Symbole, Rituale und gemeinsame Geschichte und bildet eine Grundlage für Sinnstiftung, Zusammenarbeit und Verhalten innerhalb der Gruppe. Gruppenidentität kann sich auf verschiedene Gruppen beziehen – ethnische, nationale, religiöse, organisationale oder soziale Gruppen – und ist oft kontextabhängig.

In der Sozialpsychologie wird Gruppenidentität eng mit der Sozialen Identitätstheorie (Tajfel, Turner) verbunden. Nach dieser Theorie entstehen Gruppenidentitäten durch soziale Kategorisierung, Identifikation mit der Gruppe und sozialer Vergleich mit anderen Gruppen. Ist eine Gruppe identifiziert, übernimmt der Einzelne deren Werte und Normen, und Linien der In- und Out-Group unterscheiden sich stärker (In-group-Bias).

Funktionen: Gruppenidentität stärkt Kohäsion, Koordination und Motivation, erleichtert Normen- und Rollenübernahme und kann kollektives Handeln fördern. Sie kann jedoch auch zu Ausschluss, Vorurteilen oder Konflikten gegenüber anderen Gruppen führen, insbesondere wenn die Identität stark essentialisiert oder rivalisierend wird. Die Ausprägung ist je nach Kontext, Machtverhältnissen und individuellen Unterschieden variabel.

Messung und Dynamik: Gruppenidentität ist dynamisch und kontextabhängig. Verschiedene Instrumente erfassen das Ausmaß der Gruppenbindung, der Zugehörigkeit und des Wir-Gefühls. Politische, organisatorische oder gesellschaftliche Rahmenbedingungen können Identität verschieben, etwa durch Transformation, Assimilation oder Pluralismus. Ansätze zur Förderung einer inklusiven Gruppenidentität setzen auf übergeordnete Ziele, interkulturellen Kontakt und die Anerkennung multipler Identitäten, um negative Effekte wie Diskriminierung zu reduzieren.