Berührungsspannungen

Berührungsspannung bezeichnet die elektrische Spannung, die zwischen einem berührungslären oder zugänglichen leitfähigen Teil und einer Bezugsebene wie der Erde auftreten kann, insbesondere bei Fehlfunktionen der elektrischen Anlage. Sie ist relevant, weil sie beim menschlichen Kontakt einen Stromfluss durch den Körper verursachen kann, was zu Stromschlägen, Verletzungen oder im schlimmsten Fall zur Lebensgefahr führen kann.

Ursachen und Entstehung treten vor allem bei Isolationsfehlern, defekten Schutzvorrichtungen, feuchten oder verschmutzten Umgebungen sowie bei fehlerhaften oder unterbrochenen Erd- und Potenzialausgleichssystemen auf. Auch kapazitive Kopplungen innerhalb einer Anlage oder Störströme können zu Berührungsspannungen führen, selbst wenn kein direkter Kontakt zu einer aktiv betriebenen Leitung besteht. Die tatsächliche Berührungsspannung hängt von der Netzspannung, dem Widerstand des menschlichen Körpers, dem Weg des Stroms und der Dauer des Kontakts ab.

Im Sicherheitskontext wird Berührungsspannung zusammen mit dem Berührungstrom betrachtet. Messung und Beurteilung erfolgen im Rahmen von Gefährdungsanalysen und Normen, um das Risiko für Personen abzuschätzen und geeignete Schutzmaßnahmen festzulegen. Typische Anwendungsfelder finden sich in elektrischen Installationen, Maschinenbau und Gebäudetechnik, wo eine sichere Ausführung und regelmäßige Prüfung von Schutzmaßnahmen erforderlich sind.

Schutzmaßnahmen zielen darauf ab, Berührungsspannungen zu verhindern oder zu begrenzen. Dazu gehören Gehäuse- und Abdeckungen, Barrieren, Schutzerdung und Potentialausgleich, isolierende Bauteile, fehlerstromunterdrückende Einrichtungen (RCDs) sowie konsequente Verdrahtung und Wartung gemäß normativen Vorgaben. Leitende Teile dürfen demnach nicht unzulässig berührbar sein. Normen wie IEC 60364 bzw. entsprechende nationale Vorschriften definieren Begriffe, Grenzwerte und Pflichten zur Minimierung von Berührungsspannungen.