Augenzeugenberichte

Augenzeugenberichte sind Aussagen von Personen, die ein Ereignis wahrgenommen haben und ihre Beobachtungen, Eindrücke und Erlebnisse schildern. Sie spielen in Rechtsverfahren, polizeilichen Ermittlungen, Journalismus und historischen Forschungen eine zentrale Rolle, dienen als primäre Belege oder als Anknüpfungspunkt für weitere Recherchen. Im Vergleich zu Gutachter- oder Sachverständigenaussagen sowie zu rein abstrakten Quellen unterscheiden sich Augenzeugenberichte durch ihren unmittelbaren Bezug zum beobachteten Geschehen.

Erhebung und Qualität: Augenzeuginnen- und Augenzeugenberichte entstehen durch kognitive Prozesse der Wahrnehmung, Verarbeitung, Speicherung und Rekonstruktion. Sie sind fehleranfällig und können von Stress, Waffengewalt, Blickfokalität, Zeitdruck oder Kontextinformationen beeinflusst werden. Nachträgliche Informationen, suggestive Fragen oder Social-Influence-Effekte können Erinnerung und Identifikationen verändern. Zur Erhöhung der Zuverlässigkeit werden standardisierte Befragungstechniken eingesetzt, wie das kognitive Interview, das Vermeiden von suggestiven Formulierungen und das zeitnahe Befragen. In der Praxis spielen auch Methodik bei der Befragung, Dokumentation von Aussagen und Erhebungskontrollen eine Rolle.

Beurteilung und Anwendung: Augenzeugenberichte werden als Informationsquelle unter Berücksichtigung ihrer Unsicherheiten gewertet. Zur Verifikation dienen weitere Beweismittel oder Triangulation, etwa physische Beweise, Videoaufnahmen oder unabhängige Zeugenaussagen. Wissenschaftlich wird betont, dass Erinnerungen wandelbar sind und dass Vertrauen in eine Aussage nicht automatisch auf deren Richtigkeit schließen lässt. In Rechts- und Forschungskontexten gilt daher eine kritische Bewertung, Transparenz der Methoden und eine Einordnung in den Gesamtkontext der Beweislage.