babylonisch

Babylonisch ist der Begriff für eine der Dialektformen des Akkadian, einer ostsemitischen Sprache, die im antiken Mesopotamien gesprochen wurde. Es handelt sich um den südlichen, in der Region Babyloniens um die Stadt Babylon verbreiteten Dialekt des Akkadian, der zusammen mit dem nördlichen Assyrisch die beiden Hauptformen dieser Sprache bildet.

Historisch lässt sich Babylonisch in mehrere Phasen gliedern. Das Old-Babylonische (ca. 19. bis 16. Jahrhundert v. Chr.) liefert die frühesten größeren Texte. Danach entwickelte sich das Standard- bzw. Mittellbabylonische, das im Verlauf des zweiten Jahrtausends v. Chr. die dominante schriftsprachliche Form war. Im 7. bis 6. Jahrhundert v. Chr. trat das Neo- bzw. Spätbabylonische auf, das bis in die persische Ära hinein genutzt wurde. Nach der persischen Eroberung blieb Akkadisch als literarische und administrative Sprache bedeutsam, während Aramäisch in vielen Bereichen allmählich überlagerte.

Schriftlich ist Babylonisch in Keilschrift überliefert, einer von der sumerischen Schrift abgeleiteten Schriftform. Der Textbestand umfasst Rechts- und Verwaltungsdokumente, religiöse Texte, Mythen und Epen sowie Weisheits- und wissenschaftliche Schriften in Bereichen wie Mathematik, Astronomie und Medizin. Zu den bekannten Texten zählen der Codex Hammurabi (in einer Old-Babylonischen Überlieferung) und das Gilgamesch-Epos, das in mehreren Fassungen des Standard- bzw. Neo-Babylonischen erhalten ist.

In der modernen Wissenschaft dient Babylonisch als Bezeichnung für die südliche Varietät des Akkadischen sowie für deren literarische Zeugnisse. Es spielt eine zentrale Rolle in der Assyriologie, der Erforschung der mesopotamischen Geschichte, Kultur und Sprachfamilien.