Mittellbabylonische

Die Mittellbabylonische Zeit bezeichnet eine Epoche der mesopotamischen Geschichte, die überwiegend im Süden Mesopotamiens lag. Sie erstreckt sich grob von ca. 1595 v. Chr. bis ca. 1000 v. Chr. und liegt zwischen der Altbabylonischen Zeit und der Neo-Babylonischen Zeit.

Politisch war Babylon in dieser Zeit zumeist unter kassitischer Herrschaft. Die Kassiten gründeten eine Dynastie, die Babylon über weite Strecken beherrschte und das politische Leben der Region prägte. Im Laufe des Jahrhunderts kam es zu Phasen schwächerer Zentralautorität und zu zunehmendem Einfluss fremder Mächte, insbesondere gegen Ende der Periode durch Assyrien.

Sprache und Schrift blieben maßgeblich Akkadisch, vorwiegend in der Standardvariante des Babylonischen; die Keilschrift wurde weiterhin für Verwaltungs-, Rechts- und religiöse Texte genutzt. Der Quellenbestand umfasst Wirtschafts- und Rechtsurkunden, liturgische Texte, königliche Annalen sowie lexikalische Sammlungen. Die schriftlichen Überlieferungen bilden die wichtigste Grundlage für Geschichte, Verwaltung, Recht und Alltagsleben dieser Zeit.

Kultur und Religion blieben stark urban geprägt. Babylon fungierte als kulturelles Zentrum, während Tempelwirtschaft und staatliche Gottheiten das religiöse Leben bestimmten. Die herrschende Dynastie, religiöse Institutionen und Verwaltungsinstrumente prägten Bild und Struktur der Gesellschaft. Die mittellbabylonische Schriftkultur legte Grundlagen, auf denen spätere babylonische Traditionen aufbauten.

Das Ende der Mittellbabylonischen Zeit fällt mit zunehmendem außenpolitischen Druck, insbesondere aus dem aufsteigenden Assyrien, zusammen. Gegen Ende des 1. Jahrtausends v. Chr. verliert die kassitische Herrschaft an Bedeutung, und die Epoche geht in die spätere babylonische Strömung über, die später als Neo- bzw. Spätbabylonische Zeit fortsetzt.