Wortstrukturen

Wortstrukturen bezeichnet die innere Architektur von Wörtern und beschreibt, wie Wörter aus kleineren bedeutungstragenden Einheiten, Morphemen, aufgebaut sind. Der Grundbaustein ist der Stamm, der mit Affixen versehen werden kann; häufig entstehen komplexe Wörter durch Bildung aus mehreren Bausteinen. In vielen Sprachen, insbesondere im Deutschen, spielen Wortbildung und Wortzusammensetzung eine zentrale Rolle für die Lexik.

Morpheme lassen sich in freie Morpheme, die allein auftreten können (Haus, gehen), und gebundene Morpheme, die nur in Kombination mit anderen auftreten (–heit, ver–), unterteilen. Wörter lassen sich außerdem grob in flektierbare Formen und derivierende Formen gliedern, wobei erstere grammatische Merkmale wie Numerus, Tempus oder Personalform markieren und letztere Bedeutung oder Wortart verändern.

Wortbildungsprozesse umfassen Ableitung durch Affixe (Präfixe, Suffixe), zum Beispiel un- in unglücklich oder freundlich-; Zusammensetzung (Komposita) wie Haustür, Fernseherstunde; sowie Konversion, also der Wandel der Wortart ohne formale Veränderung, etwa das Substantivieren eines Verbs («das Laufen» aus «laufen»). Zusätzlich gibt es Back-formationen und Kürzungen, die in modernen Sprachen vorkommen, wenn neue Wörter entstehen.

Die deutschen Wortstrukturen zeichnen sich durch produktive Komposition aus, oft lange und verschachtelte Formen. Trennbare Verben und ihre Flexion beeinflussen die Wortformen in Sätzen, und Rechtschreibung sowie Groß- bzw. Kleinschreibung spielen bei der Erkennung von Wortgrenzen eine Rolle. In der Sprachwissenschaft wird die Analyse von Wortstrukturen genutzt, um Bedeutungen, Wortarten und grammatische Funktionen zu erschließen.

Anwendungen finden sich in der Lexikografie, der Sprachdidaktik und der natürlichen Sprachverarbeitung, wo Morphologie dazu dient, Wörter in ihre Bestandteile zu zerlegen und automatisch zu analysieren.