Wettbewerbsbeurteilung

Wettbewerbsbeurteilung bezeichnet den Prozess der systematischen Bewertung der Wettbewerbsbedingungen in einem Markt, um zu entscheiden, ob wirtschaftliche Transaktionen, Vereinbarungen oder Verhaltensweisen die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs beeinträchtigen könnten. Sie wird von Wettbewerbspolitikern, Regulierungsbehörden, Gerichten und Unternehmen genutzt, um potenzielle negativen Auswirkungen auf Preise, Qualität, Innovation und Auswahl zu identifizieren.

Typische Anwendungsfelder sind Fusionskontrolle, Kooperationsvereinbarungen, Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung sowie wettbewerbswidrige Verhaltensweisen. Die Beurteilung kann zukünftige Auswirkungen betreffen (präventiv) oder laufende Marktsituationen analysieren. Ziel ist es, Wettbewerb zu fördern oder zu erhalten, ohne notwendige Effizienzgewinne zu übersehen.

Methodisch umfasst die Beurteilung die Definition relevanter Märkte, die Bestimmung der Marktstruktur und Marktmacht, sowie die Untersuchung möglicher Effekte auf Preise, Qualität, Innovation und Anreize. Typische Werkzeuge sind quantitative Indikatoren (Marktanteile, Konzentrationsmaße wie HHI, Preis-Mengen-Analysen), qualitative Belege, Szenario- und Gegenwirkungsanalysen, sowie ökonomische Modelle und Empirie. Auch potenzielle Hindernisse für den Markteintritt, Switching-Kosten und Netzwerkeffekte werden berücksichtigt. Gegebenenfalls werden Abhilfemaßnahmen vorgeschlagen, etwa Verhaltensauflagen oder Strukturmaßnahmen.

Die Beurteilung erfolgt transparent und auf Basis belastbarer Beweise, und ihre Ergebnisse können regulatorische Entscheidungen beeinflussen oder gerichtliche Verfahren vorbereiten. Sie ist oft international koordiniert, da Märkte grenzüberschreitend wirken, insbesondere bei digitalen Plattformen und globalen Lieferketten. Herausforderungen sind schnelle technologische Entwicklungen, neue Geschäftsmodelle und Datenökonomien.