Stahlbetonverbund

Stahlbetonverbund, auch Stahlbeton-Verbund oder Stahlbetonverbundbauweise, bezeichnet eine Tragwerksform, in der Stahl- und Betonteile zu einer gemeinsamen Tragstruktur zusammenwirken. Die Verbindung erfolgt durch mechanische Verbindungen wie Schubstifte, Dübel oder andere Verbindungsbauteile, die ein Verrutschen zwischen Stahl und Beton verhindern und die volle Verbundwirkung ermöglichen.

Durch die Verbundwirkung tragen die Stahl- und Betonanteile Lasten gemeinsam: Der Beton wirkt im Druck, der Stahl im Zug und in der Biegung. Die Verbindung überträgt Querkraft und sorgt dafür, dass der Querschnitt wie ein einziges Material wirkt. Dadurch steigt die Tragfähigkeit, die Steifigkeit und es sinken Durchbiegungen im Vergleich zu nicht-verbundener Bauweise. Beton schützt das Stahlbauteil zusätzlich vor Korrosion und erhöht den Brandschutz des Systems.

Gängige Formen sind Stahlträger mit aufliegender oder eingebrachter Betondeckung, verbunden durch Schubverbindungen, sowie deckenartige Systeme, in denen eine Stahldecksplatte eine Betonplatte trägt. Anwendungsbereiche umfassen Brückenbau, mehrgeschossige Gebäude sowie Parkhäuser, deren Decken- oder Trägerkonstruktionen als Stahlverbund realisiert werden.

Die Auslegung folgt in Europa oft dem Eurocode 4 (EN 1994) für Stahlbetonverbundstrukturen, ergänzt durch EN 1992 (Betonbau) und EN 1993 (Stahl). Wichtige Planungsaspekte sind die Verbundfähigkeit der Verbindung, Trag- und Gebrauchstauglichkeit sowie Randbedingungen wie Dauerhaftigkeit, Feuerwiderstand und Temperaturausdehnung. Die Schubstundendimensionierung berücksichtigt die Tragfähigkeit der Verbindungen und die Verhinderung von Schlupf.

Vorteile des Stahlbetonverbunds sind höhere Tragfähigkeit, längere Spannweiten, effizientere Materialnutzung und oft schnellere Bauabwicklung; Nachteile betreffen Korrosionsschutz der Verbindungen, Instandhaltung und die Komplexität der Bauausführung.