Spannbetonbau

Spannbetonbau bezeichnet eine Bauweise des Betonbaus, bei der mechanische Kräfte in den Bauteil eingebracht werden, um Tragfähigkeit, Risskontrolle und Verformungsverhalten zu verbessern. Die Kräfte werden über Spannglieder, wie Spannseile oder -stäbe, in den Beton eingeleitet, nachdem der Beton seine Festigkeit erreicht hat oder während des Betonierprozesses. Man unterscheidet die zwei Grundarten der Vorspannung: Vor- und Nachspannung.

Beim Vorbeton (Vorgespannt) werden die Spannglieder in einer Spannvorrichtung vorgespannt, der Beton wird gegossen, und nach dem Erreichen der gewünschten Festigkeit werden die Spanneinheiten freigegeben. Dadurch entsteht Zugspannung im Beton, bevor Lasten auftreten. Beim Nachspannverfahren (Nachspannung) werden die Spannglieder nach dem Gießen und Abbinden durch Verpressen in vorgesehene Hohllagen gespannt und anschließend mit Schutzmörtel (Grout) ausgefüllt, um die Zugspannung in den Beton zu übertragen und zu schützen.

Zu den Vorteilen des Spannbetonbaus gehören höhere Tragfähigkeit, größere Spannweiten, schlankere Bauteile und eine verbesserte Risskontrolle. Nachteile umfassen höhere Kosten, erforderliche spezialisierte Planung, Herstellung und Bauausführung sowie Wartungs- und Inspektionsaufwand, besonders hinsichtlich Korrosionsschutz der Spannglieder.

Historisch entstand der Spannbetonbau im frühen 20. Jahrhundert, maßgeblich durch den französischen Ingenieur Eugène Freyssinet, der das Prinzip der Vorspannung weiterentwickelte. Nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitete sich die Technik weltweit, besonders im Brücken- und Hochbau. Gegenwärtig erfolgt Planung und Bemessung von Spannbeton nach Eurocode 2 (DIN EN 1992-1-1) sowie nationalen Vorschriften und entsprechenden Normen.