Postponementstrategie

Die Postponementstrategie, auch Verzögerungsstrategie genannt, ist ein Ansatz in der Lieferkette, bei dem wesentliche Schritte der Wertschöpfung und die Produktdifferenzierung so lange wie möglich hinausgezögert werden, bis genaue Kundennachfrage oder Marktsignale vorliegen. Ziel ist es, Unsicherheit zu reduzieren, Bestände zu senken und gleichzeitig individuelle Kundenwünsche effizient zu erfüllen.

Typen der Postponement umfassen Form-Postponement (Kernbauteile werden in standardisierter Form produziert und erst am Ende durch Montage oder Ergänzungen zum Endprodukt differenziert), Zeit-Postponement (Produktions- oder Anpassungsaktivitäten werden verschoben, um Nachfrage zu erfassen), Ort-Postponement (Verteilung der Endmontage oder Lieferung an nahegelegene Standorte, um Lieferzeiten zu minimieren) sowie Label- oder Konfigurations-Postponement (Markierungen, Verpackung oder kundenspezifische Konfigurationen erfolgen erst kurz vor dem Absatz).

Die Strategie findet typischerweise Anwendung in Branchen mit hoher Variantenvielfalt, unsicherer Nachfrage oder langen Lieferketten, darunter Konsumgüter, Elektronik, Maschinenbau und Automotive. Vorteile sind geringere Bestände, reduziertes Risiko veralteter Produkte, bessere Servicegrade und verbesserte Kostenstrukturen. Voraussetzung sind eine modulare Produktarchitektur, enge Lieferanten- und Distributionsnetzwerke sowie robuste Informationssysteme, die schnelle Reaktionszeiten unterstützen.

Herausforderungen umfassen Koordinationsaufwand, Investitionen in Standardisierung und IT, potenzielle Verzögerungsrisiken sowie den Bedarf an funktionierenden Prozessen über Abteilungsgrenzen hinweg. Erfolgskennzahlen umfassen Reaktionszeit, Servicegrad, Lagerumschlag und Gesamtkapitalbindung pro Produktfamilie. Beispielhaft lassen sich standardisierte Computerbauteile mit kundenspezifischer Endmontage oder Branding am Ende der Lieferkette nennen.