Nachforderungsrechte

Nachforderungsrechte bezeichnet in der Praxis das Recht einer Vertragspartei, nach dem Abschluss eines Vertrages zusätzliche Leistungen, Änderungen des Leistungsumfangs oder eine erhöhte Vergütung zu verlangen, wenn sich herausstellt, dass der ursprüngliche Umfang unvollständig war, fehlerhaft geplant wurde oder äußere Umstände eine Anpassung erforderlich machen. Sie treten vor allem im Bauwesen, bei Liefer- und Leistungsverträgen sowie in der Beschaffung auf.

Rechtsgrundlagen und Formate: Nachforderungsrechte können vertraglich durch Nachtragsvereinbarungen geregelt sein. In der Bauwirtschaft spielen Regelwerke wie die VOB/B eine zentrale Rolle, die Nachträge, Nachtragsangebote und deren Vergütung sowie Zeitanpassungen regeln. Allgemein gelten die Grundsätze des BGB; Nachforderungen können sich sowohl auf Leistungsänderungen (Nachträge) als auch auf zusätzliche Vergütung oder Verlängerung der Leistungszeit beziehen. Die konkrete Ausgestaltung hängt oft vom jeweiligen Vertrag ab.

Ablauf und Rechtsfolgen: Typischerweise entsteht ein Nachforderungsanspruch, wenn der Bedarf einer Abweichung rechtzeitig erkannt wird, eine Änderung angekündigt wird und ein Nachtrag oder eine Änderungsvereinbarung erstellt wird. Wesentlich sind Klarheit über Umfang, Preis und Termine sowie eine formgerechte Dokumentation. Fehlt eine Zustimmung der anderen Partei, können Ansprüche gegebenenfalls durch Schiedsgutachten oder Gerichtsverfahren durchgesetzt werden. Eine verspätete Geltendmachung kann zu Verjährung oder zum Verlust von Ansprüchen führen.

Bedeutung: Nachforderungsrechte ermöglichen den finanziellen und terminlichen Ausgleich von Mehrkosten und Verzögerungen, die aus Änderungsbedarf oder Fehlern im ursprünglichen Plan resultieren. Klare vertragliche Regelungen und fristgerechte Kommunikation minimieren Streitrisiken.

---