Multiplikatormodelle

Multiplikatormodelle bezeichnen eine Gruppe wirtschaftlicher Modelle, die erklären, wie aus einer anfänglichen Änderung der autonomen Nachfrage oder Investitionen ein größerer Anstieg des gesamten Einkommens oder der Produktion resultieren kann. Ihr Kernkonzept ist der Multiplikatoreffekt: Ein gegebener Schock wird durch wiederholte Umlaufprozesse von Einkommen und Ausgaben verstärkt.

Zu den zentralen Typen gehören das einfache Keynesianische Multiplikator-Modell, der Fiskal- oder Staatsausgabenmultiplikator, der Investitionsmultiplikator, sowie erweiterte Modelle mit Steuern und Importen. Auch Input-Output-Multiplikatoren nach Leontief oder dynamische Multiplikator-/Accelerator-Modelle gehören dazu. In der Praxis werden Multiplikatormodelle sowohl in der Makroökonomie als auch in der Regional- und Entwicklungsökonomik verwendet.

Zentrale Annahmen betreffen Preisrigidität, Kapazitätsbeschränkungen und die Annahme eines bestimmten Verhaltens von Konsum und Importen. In der einfachsten Form in einer geschlossenen Volkswirtschaft gilt der Einkommensmultiplikator k = 1 / (1 - MPC). In offenen Volkswirtschaften reduziert sich der Effekt durch Steuern, Importe oder Investitionsläufe, und damit sinkt der Multiplikator entsprechend.

Anwendungsfelder umfassen politische Evaluierung, Haushaltsplanung, regionales Wachstum und Bildungsdiskussionen. Die Modelle liefern grobe Größenordnungen und dienen der Orientierung, sollten aber mit Vorsicht interpretiert werden, weil reale Volkswirtschaften komplexe Rückkopplungen, Zeitverzögerungen und Preisreaktionen aufweisen. Kritisch wird oft die Linearität der Modelle sowie die Randbedingungen diskutiert. Historisch stammen Multiplikatormodelle aus der Keynesianischen Makroökonomie; im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden weiterentwickelte Varianten wie Leontief-Input-Output-Modelle und dynamische Multiplikator-Modelle entwickelt.