Lippenbewegungen

Lippenbewegungen bezeichnen die koordinierten Bewegungen der Lippen, die eine zentrale Rolle bei Sprache, Nahrungsaufnahme und nonverbalen Signalen spielen. Sie entstehen durch das Zusammenwirken mehrerer Lippenmuskeln und werden vom zentralen Nervensystem gesteuert.

Anatomie und Steuerung: Der wichtigste Lippenmuskel ist der Musculus orbicularis oris, der die Lippenöffnung kontrolliert und eine dichte Lippenverriegelung ermöglicht. Weitere relevante Muskeln sind der Musculus levator labii superioris, der Musculus zygomaticus minor, der Musculus buccinator, der Musculus risorius, der Musculus depressor anguli oris, der Musculus depressor labii inferioris und der Musculus mentalis. Die motorische Innervation erfolgt überwiegend durch den Nervus facialis (VII), dessen Äste die Muskeln versorgen. Die sensorische Wahrnehmung der Lippen erfolgt primär über den Nervus trigeminus (V) über V2 und V3. Die Bewegungen werden im Gehirn durch kortikale Motorregionen sowie den Hirnstamm gesteuert und sind stark mit der Koordination von Kiefer, Zunge und Atemsystem verbunden.

Funktionen: Lippenbewegungen sind zentral für die Artikulation vieler Laute, insbesondere bilabiale Laute wie p, b und m, sowie für die Rundung und Spannungsführung der Lippen bei Vokalen. Sie sichern den Lippenverschluss beim Schlucken, helfen bei Mimik und kommunizieren Emotionen sowie Absicht.

Klinische Bedeutung: Bei Funktionsstörungen können Lippenschwäche, Fazialisparesen, Schlaganfälle, Traumata oder neurodegenerative Erkrankungen auftreten. Mögliche Folgen sind beeinträchtigtes Sprechen, Essen oder Gesichtsausdruck. Behandlungsmöglichkeiten umfassen Logopädie, Physio- und Neuromuskuläre Therapien sowie medizinische Interventionen, zum Beispiel Botulinumtoxin oder chirurgische Korrekturen in bestimmten Fällen.