Laktatwerte

Laktatwerte bezeichnen die Konzentration von Milchsäure (Laktat) im Blut. Laktat entsteht überwiegend durch anaerobe Glykolyse in Muskelzellen und anderen Geweben. Es wird anschließend in Leber, Niere und Herz abgebaut oder wiederverwertet. Der Blutlaktatspiegel ergibt damit das Gleichgewicht zwischen Produktion und Clearance.

In der Praxis wird Laktat meist in mmol/L angegeben. Normalwerte liegen grob im Bereich von 0,5 bis 2,0 mmol/L im arteriellen Blut; venöse Werte können leicht höher liegen und hängen von Labormethode und Probenlage ab. Die Messung erfolgt typischerweise aus arteriellem oder venösem Plasma; auch kapillare Proben sind möglich, insbesondere in der Notfall- oder Leistungsdiagnostik.

Erhöhte Laktatwerte werden als Hyperlaktataemie bezeichnet und entstehen durch vermehrte Produktion oder verringerte Clearance. Ursachen umfassen Gewebshypoxie (z. B. bei Kreislaufversagen, schwerer Anämie), Sepsis, schwere Belastung, Leber- oder Nierenfunktionsstörung, Alkoholintoxikation sowie mitochondriale Erkrankungen. Sehr hohe Werte gehen oft mit erhöhter Mortalität bei kritisch Kranken einher. Umgekehrt können Laktatwerte auch in Situationen mit eingeschränkter Oxygenierung oder starker Muskelarbeit vorübergehend ansteigen; die Entwicklung über die Zeit (Laktat-Clearance) kann eine wichtige Prognosegröße darstellen.

Messung und Interpretation erfordern sorgfältige Probenahme und zeitnahe Analyse, da Glykolyse im Probenmaterial weiterlaufen kann und zu fehlerhaften Werten führt. Preanalytische Faktoren wie Temperatur, Transportzeit und Probenart beeinflussen die Ergebnisse. In der Medizin dient die Beurteilung der Laktatwerte der Einschätzung von Schweregrad, Therapieverlauf und Prognose, in der Sportmedizin auch der Bestimmung der anaeroben Belastungsschwelle.