Küstenverschiebung

Küstenverschiebung bezeichnet die räumliche Veränderung der Küstenlinie im Laufe der Zeit infolge relativer Änderungen des Meeresspiegels, tektonischer Bewegungen und Veränderungen der Sedimentzufuhr. Sie umfasst langfristige Verschiebungen der Küstenlinie in transgressiven oder regressiven Phasen sowie räumliche Umverlagerungen durch Progradation oder Retrogradation der Küstenablagerungen.

Ursachen hierfür sind eustatische Meeresspiegelschwankungen infolge Klima- und Temperaturänderungen, isostatische Auf- oder Senkungen nach dem Abschmelzen von Eis, tektonische Hebung oder Senkung sowie Variationen in der Sedimentversorgung durch Flüsse, Küstenströmungen und Winderosion. Menschliche Eingriffe wie Küstenschutz oder Entwässerung können lokale Verschiebungen ebenfalls beeinflussen.

In der Geologie wird die Küstenverschiebung aus stratigraphischen Abfolgen, Landformen, Fossilien und Sedimentstrukturen abgeleitet. Die Begriffe Transgression und Regression beschreiben relative Meeresspiegelschwankungen, während Progradation und Retrogradation die räumliche Ausdehnung oder Zurückbildung des Küstenstreifens durch Sedimentakkumulation oder Erosion bezeichnen.

Beispiele und Bedeutung: Im Holozän der Nord- und Ostseeküste finden sich reichhaltige Aufschlüsse transgressiver bzw. progradationaler Ablagerungen. Die Untersuchung der Küstenverschiebung dient der Rekonstruktion vergangener Klimabedingungen, hilft bei der Bewertung von Küsten-schutz- und Küstenentwicklungsstrategien und unterstützt die Interpretation älterer Küstenlinien in der Paläogeografie.