Interpretationsarbeit

Interpretationsarbeit bezeichnet das methodische, argumentativ begründete Erschließen von Sinnzusammenhängen in Texten, Quellen, Artefakten oder Daten. Sie umfasst das Auslegen von Bedeutungen, das Herstellen von Zusammenhängen und das Ableiten von Folgerungen, die nachvollziehbar argumentiert werden. In der Praxis bedeutet dies oft, Informationen zu kontextualisieren, Absichten zu berücksichtigen und konkurrierende Deutungen abzuwägen.

In der Hermeneutik, einer philosophisch-theoretischen Grundlage der Interpretationsarbeit, wird der Prozess als zirkulärer Lernprozess verstanden: Der Verstehende bewegt sich zwischen dem Ganzen und den Teilen, zwischen Vorverständnis und neu gewonnenem Verständnis. Wichtige Vertreter sind Schleiermacher, Dilthey, Gadamer und Ricoeur.

Anwendungsfelder reichen von Literaturwissenschaft, Geschichte, Philosophie und Rechtswissenschaft bis zu Musik, Ethnologie und den Sozialwissenschaften. Typische Methoden sind Text- und Quellenauslegung, Kontextualisierung, Close Reading, Quellenkritik sowie das Abwägen konkurrierender Deutungen und deren Begründung. Die Interpretationsarbeit ist damit zentral für die Erzeugung von Deutungskontexten, ermöglicht aber zugleich, dass Interpretationen subjektiven Prämissen unterliegen und durch argumentatives Gewicht reflektiert werden müssen.