Handlungszweigen

Handlungszweige bezeichnen in der deutschsprachigen Fachsprache die verschiedenen möglichen Linien des Handelns, die einem handelnden Subjekt in einer gegebenen Situation offenstehen. Der Begriff betont den Pfadcharakter von Entscheidungen und wie sich ein Vorhaben im Verlauf in unterschiedliche Richtungen entwickeln kann.

Der Begriff wird vor allem in Philosophie, Entscheidungs- und Verhaltensforschung, Rechtswissenschaft sowie in der Künstlichen Intelligenz verwendet. Er unterscheidet sich in der Regel von allgemeineren Begriffen wie Handlungsalternativen oder Handlungsoptionen durch die Betonung verknüpfter, fortschreitender Pfade statt isolierter Optionen.

Zur Analyse werden Handlungszweige häufig als Alternativen in Entscheidungsmodellen dargestellt. Die Bewertung erfolgt typischerweise anhand von Nutzen- oder Kostenfunktionen, Wahrscheinlichkeiten von Folgen, Risikoprofilen sowie normative Maßstäbe wie Verantwortung oder Gerechtigkeit. In der Praxis helfen Entscheidungsbäume, Pfadmodelle oder stochastische Modelle dabei, die Auswirkungen verschiedener Handlungszweige abzuschätzen.

Beispiele: Eine Person steht vor der Entscheidung, ob sie ein Studium aufnehmen, arbeiten gehen oder ins Ausland gehen soll; ein Unternehmen wählt zwischen Investitionen, Produktdiversifizierung oder Kostensenkungsmaßnahmen. In der Rechtswissenschaft kann es um verschiedene Handlungszweige im Verlauf eines Verfahrens gehen, wie Klage, Vergleich oder Rechtsmittel, die jeweils unterschiedliche Folgen haben.

Der Terminus ist in der allgemeinen Sprache weniger gebräuchlich; in der Fachliteratur wird er oft neben Handlungsalternativen oder Handlungsoptionen verwendet. Er gehört zu den Konzepten der Entscheidungsanalyse, der Handlungsfähigkeit und der Kognitionsforschung.