Glukosurie

Glukosurie bezeichnet das Vorhandensein von Glukose im Urin. Normalerweise filtriert die Niere Glukose, die im proximalen Tubulus nahezu vollständig rückresorbiert wird. Die Rückresorption erfolgt überwiegend über die Natrium-Glukose-Cotransporter SGLT2 (und geringer über SGLT1). Überschreitet die Blutzuckerkonzentration die Kapazität der Rückresorption, oder liegt eine tubuläre Störung vor, wird Glukose mit dem Urin ausgeschieden. Die renale Glukoseschwelle liegt etwa bei 180 mg/dl, variiert jedoch individuell.

Zu den häufigsten Ursachen gehören diabetische Hyperglykämie und damit verbundene Glukosurie sowie physiologische Glukosurie in der Schwangerschaft. Weniger häufig sind renale Glukosurie durch tubuläre Defekte (z. B. familiäre Glukosurie durch Mutationen in SLC5A2), das Fanconi-Syndrom oder andere Nierenerkrankungen mit proximaler Tubulusbeteiligung. Osmotische Diurese aufgrund stark erhöhter Blutzuckerwerte oder medikamenteninduzierte Glukosurie (SGLT2-Inhibitoren) können ebenfalls auftreten.

In der Praxis wird Glukosurie oft durch den Urin-Sticktest erkannt. Zur Abklärung sollte eine quantitative Urinmessung erfolgen und der Blutzucker geprüft werden, um eine Hyperglykämie auszuschließen. Die Unterscheidung zwischen diabetischer Glukosurie und renal bedingter Glukoseausscheidung ist klinisch bedeutsam. In der Schwangerschaft kann Glukosurie auftreten und meist nach Geburt wieder verschwinden; bei Verdacht auf Diabetes ist eine weiterführende Diagnostik erforderlich.

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Bei Diabetes führt die gute Blutzuckerkontrolle zur Reduktion der Glukosurie. Renale Glukosurie durch Tubulusdefekte erfordert in der Regel keine spezielle Therapie außer Monitoring. Fanconi-Syndrom erfordert Behandlung der Grunderkrankung. Medikamenteninduzierte Glukosurie lässt sich durch Anpassung der Medikation steuern.