Gefahrenpotenzial

Gefahrenpotenzial beschreibt die inhärente Fähigkeit eines Systems, Prozesses oder einer Substanz, Schaden oder Verletzungen zu verursachen, wenn eine Gefährdung realisiert wird. Es handelt sich um eine Potenzialgröße, die unverändert bleibt, unabhängig davon, wie wahrscheinlich es ist, dass die Gefahr tatsächlich auftritt. Im Risikokontext wird das Gefahrenpotenzial zusammen mit der Wahrscheinlichkeit des Auftretens und dem möglichen Schadensausmaß zur Bestimmung des Risikos herangezogen.

In der Praxis wird Gefahrenpotenzial in der Sicherheitstechnik verwendet, um bereits vor dem Betrieb abzuschätzen, welche Schäden potenziell auftreten könnten. Es hilft, Prioritäten bei Sicherheitsmaßnahmen zu setzen und Konstruktions-, Betriebs- und Wartungsentscheidungen zu treffen. Typische Gefahrenpotenziale ergeben sich aus elektrischen, chemischen, mechanischen, thermischen, toxikologischen oder biologischen Gefährdungen sowie aus Umweltfaktoren.

Bei der Gefährdungsanalyse identifiziert man Gefahrenquellen und bewertet deren Potenzial, oft unter Berücksichtigung des möglichen Schadensausmaßes, der Häufigkeit des Kontakts und der Notsituation. Instrumente wie Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA) oder HAZOP werden verwendet, um das Gefahrenpotenzial systematisch zu erfassen.

In Standards und Normen, etwa in DIN EN ISO 12100, wird Gefahrenpotenzial als Bestandteil der Risikoabschätzung herangezogen. Durch geeignete Schutzmaßnahmen, Designänderungen oder Betriebsgrenzungen kann das Gefahrenpotenzial reduziert oder kontrolliert werden.